Der Wandel in der Kirche ist überall zu spüren. Besonders deutlich wird das beim Leben in Pfarrhöfen. Das hat auch das Berufsbild der Pfarrhaushälterinnen verändert.
„Vergelt`s Gott dafür“. Aus dem Mund des Diözesanbischofs hörten die Pfarrhaushälterinnen dieses Wort. Am Mittwoch, 8. Juni, feierte die Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen im Linzer Priesterseminar ihr 40-jähriges Bestehen. Für gutes Essen zu sorgen, auf eine menschliche Atmosphäre im Haus zu achten, das sind für Bischof Manfred Scheuer ganz lebensprägende Dinge. Aber nicht nur für das Essen, für die Pfarren selbst sind Pfarrhaushälterinnen so etwas wie lebendige „Visitenkarten“. So nennt sie Bischofsvikar Johann Hintermaier. „Im Miteinander geben wir der Kirche ein Gesicht“, meinte er. Das Gesicht Gottes soll sich in ihnen spiegeln.
Als Festreferentin hatte die Berufsgemeinschaft eine ihrer „Pionierinnen“ eingeladen. Luitgard Hubert sprach für viele, als sie anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte vom Beruf der Pfarrhaushälterin sprach. Sie konnte nicht einmal kochen, und die beiden damaligen Priester im Pfarrhof Pasching mussten zustimmen, dass sie einverstanden wären, wenn sie alle 14 Tage das Gleiche zu essen bekämen.
Luitgard Hubert sah ihren Beruf als einen pastoralen Beruf. Sie erlebte es auch so: Da ist sie oft erste Ansprechperson gewesen, weil sonst niemand im Haus war – als ein Kind am plötzlichen Kindstod starb, zum Beispiel. „Was sage ich da?“
Partnerschaft im Pfarrhaushalt
Luitgard Hubert erzählte vom Wandel. Vor 40 Jahren war es noch so: Im Normalfall hatte ein Pfarrer eine Pfarrhaushälterin. Heute sind die meisten Berufskolleginnen teilzeitbeschäftigt. Sie sorgen nicht nur für gutes häusliches Klima im Pfarrhof, sondern auch daheim in ihrer eigenen Familie. Über die „Dienstleistung“ hinaus bedarf es im Pfarrhaushalt – so Hubert – eines partnerschaftlichen Verhältnisses, bei der Arbeit und im Meinungsaustausch. „Den Pfarrer zu loben ist leicht, aber genauso wichtig ist es, ihn kritisch zu begleiten“, meint Hubert.
Die Einsamkeit im Alter
Ein Problem sprach sie besonders an: Es ist die Einsamkeit älterer Pfarrhaushälterinnen, wenn der Pfarrer verstorben ist und sie allein zurückbleiben. Früher verband Seelsorger und Pfarrhaushälterin oft ein besonderes Vertrauensverhältnis, oft ein Leben lang, durch verschiedene Stationen hindurch, bis ins Alter. So folgte auch Luitgard Hubert „ihrem“ Pfarrer Johann Pichler durch die Stationen, von Pasching nach Reichenau, und schließlich nach seiner Pensionierung zurück in ihre Heimat nach Röttingen in Deutschland. Da war sie als pastorale Mitarbeiterin für sieben kleine Pfarren tätig – und erlebte den Wandel der Kirche hautnah. Ihre Erfahrung: „Weder die Priester noch die anderen Kräfte sind in der Lage, die vielen menschlichen Situationen im Blick zu haben“, erzählt sie mit Sorge. Seit Pichler vor vier Jahren starb, lebt sie allein. Es geht ihr gut damit, aber das ist nicht bei allen so. Die Berufsgemeinschaft möchte sich um „hinterbliebene“ Pfarrhaushälterinnen besonders kümmern. Rosa Schmidthaler aus Waldkirchen am Wesen, die wie Marianne Heindl aus Bad Goisern aus dem Vorstand der Gemeinschaft verabschiedet wurde, hat sich das als ihre persönliche Aufgabe vorgenommen: Die ehemaligen Kolleginnen in den Heimen zu besuchen.