Das Christentum hat nicht als Religion der Gebildeten begonnen, sagte Bischof Dr. Manfred Scheuer in seinem Grußwort bei der Jahrestagung der Treffpunkte Bildung des Katholischen Bildungswerkes am 1. und 2. April 2016. Die christliche Botschaft ist aber auch inhaltlich bestimmt. Glaube, Hoffnung und Liebe können von Bildungsprozessen profitieren.
05.04.2016
Bildung, so der Bischof, ist Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart. Er dankte dem Katholischen Bildungswerk, das Orte der Bildung und der Begegnung pflegt: „Bildung bekommt durch euch ein Gesicht, wird mit Herzblut durchflutet.“ Auch Severin Renoldner, Bereichsleiter Erwachsenenbildung im Pastoralamt, würdigte die Arbeit in den Treffpunkten Bildung und dankte für die großartige Hilfe im Asylbereich.
„Ich glaube, weil ich es will."
„Orientierung wünsch ich mir ...“ lautete das Thema der Tagung. Referent Pater Josef Költringer von den Oblaten des hl. Franz von Sales gab in drei Vorträgen mit starkem Applaus angenommene Impulse zu diesem Thema. „Ich glaube, weil ich es will“, rundete er seine Impulse ab, mit denen er auch dem Zweifel und dem Nicht-Wissen Raum gab. Der geborene Innviertler, der lange in Indien war und jetzt Rektor der Salesianer-Ordensniederlassung Overbach bei Aachen ist, ist im multireligiösen Indien – „und keine Religion ist die bessere“ – Christ geblieben, „weil ich es wollte, weil es meine Geschichte ist“. Orientierung, die aus dem Willen kommt. „Die Entscheidung ist gefallen, ich halte geradewegs auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu gewinnen.“
„Was ist Ihr Ziel?“
Mit dieser Frage eröffnete Pater Josef Költringer den ersten Vortrag und zäumte das Pferd von hinten auf – vom Tod: „Beginne das Leben zu lieben, egal, was es bringt.“ Er ermutigte, nie aufzuhören zu glauben, zu vertrauen, zu hoffen, dass das Leben einen Sinn hat. Das Ende bestimmt die Richtung. Wie schaut von dieser Warte aus, „wirklich zu leben“, „ein Leben in Fülle“? – „Das mit Abstand Wichtigste ist die Bindung“, fasste Pater Költringer das Ergebnis einer umfangreichen Befragung der renommierten Havard-Universität zusammen. Leben ist also Bindung und Beziehung: sich mit dem Tod auseinandersetzen und damit bewusster eintauchen ins Leben und die Lebensfreude.
Der Zweifel gehört zum Glauben
„Was würde sich an meinem Leben ändern, wenn es Gott nicht gäbe?“ Költringers Frage fordert heraus, sich auseinanderzusetzen mit seinem Glauben. Der Trost, der von Gott ausgeht, wäre ziemlich leer. Glaube und Zweifel aber schließen sich nicht aus. „Könnte es sein, dass wir nicht an Gott zweifeln, sondern an den Bildern, die wir uns von Gott gemacht haben?“, fragt Költringer. Immer neue Bilder ergänzen das Gesamtbild, es ist nie fertig. Wir fassen Gott nicht. „Gott ist der Unbekannte“, zitiert Költringer Thomas von Aquin. Die Menschen tun sich zunehmend schwer, an einen persönlichen Gott zu glauben. Viele glauben an etwas, an eine Macht, an das Schicksal. „Zu ‚Gott‘ wird etwas, von dem wir glauben, ohne es nicht leben zu können.“ – Unterschiedlichstes! – „Ich glaube, weil ich will“, sagt Költringer. Es ist Orientierung.
Zitate-Ernte bei der Jahrestagung
„Wir können jeden Tag zurückschauen und sagen: Das Leben ist anstrengend, herausfordernd und es ist wunderschön.“
„Das Ziel am Ende des Lebens ist, mit Dankbarkeit und Freude zurückzublicken und zu sagen: Ja, das war’s, ein großartiges Wunder. Und jetzt bin ich gespannt, was noch kommt.“
„Wir müssen den Menschen Angst nehmen. Religion baute lange auf Angst auf. Die Angst verliert man nur, wenn man sich mit dem scheinbar größten Feind des Lebens versöhnt – mit dem Tod“.
P. Josef Költringer OSFS bei der KBW-Jahrestagung