Immer mehr Einäscherungen – Kirche redet bei der Neugestaltung mit
Ausgabe: 1999/08, Krematorium, Stadt Linz, Einäscherungen
24.02.1999 - Martin Kranzl-Greinecker
Mit dem Kreuz aus Asche wird jedes Jahr zu Beginn der Fastenzeit an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert. Immer mehr Menschen, auch Katholiken, werden tatsächlich nach ihrem Tod zu Asche: sie lassen sich verbrennen.Von platzsparender Bestattung reden Befürworter der Einäscherung häufig, von hygienischer Beisetzung und geringer Bodenbelastung. Andererseits sorgen der hohe Energieaufwand (Gas) und die Luftbealstung für Diskussion. Weltanschauliche Gründe, die vor etwa hundert Jahren den Feuerbestattungs-Trend eingeleitet haben, treten heute in den Hintergrund. Seit Jahren nimmt die Zahl der Verbrennungen zu. In Deutschland werden bereits 35 Prozent aller Verstorbenen eingeäschert. In der Stadt Linz sind es seit Jahren etwa 50 Prozent, allerdings nimmt die Zahl der Feuerbestattungen im ländlichen Raum ständig zu.Die steigende Zahl von Einäscherungen sowie ökologische Aspekte haben die Stadtbetriebe Linz (SBL) als Betreiber zur Neugestaltung der Friedhofsanlage im Urnenhain Linz-Urfahr bewogen. In Kürze wird ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem es um Vorschläge für die Aufbahrungs-, Verabschiedungs- und Verwaltungsräume, sowie für das Krematorium und um das Umfeld im Linzer Urnenhain geht. Dieser Friedhof umfaßt rund 7100 Grabanlagen auf etwa 6,5 Hektar Fläche. Vor genau 70 Jahren, 1929, wurde die „Feuerhalle“ eröffnet und zum ersten Mal eine Einäscherung in Linz durchgeführt.Damals und noch bis 1953, als die Stadt Feuerhalle und Urnenhain erwarb, stand die Anlage im Besitz privater Vereine mit klingenden Namen („Wiener Verein“, „Die Flamme“…). Heute werden im Krematorium Linz, neben dem in Steyr das einzige in OÖ., rund 1900 Einäscherungen pro Jahr durchgeführt. Von weither, sogar von Bayern, werden Verstorbene gebracht, deren letzter Wille die Einäscherung war. Etwa 850 mal pro Jahr, findet eine Verabschiedung statt. Kirchlicherseits wird – im Fall katholischer Verstorbener – diese Feier meist von Priestern oder Laienbeauftragen der Urfahraner Pfarren geleitet. Dr. Martin Füreder, Pfarrer in Linz-Christkönig beteiligte sich kürzlich mit anderen Vertretern aus Kirchen und Stadt an einem SBL-Bestattungs-Symposium im Vorfeld der Neugestaltung. Für Pfarrer Füreder geht es bei der Planung um mehr als um Baumaßnahmen. Er wünscht sich passende liturgische Formen, die am Tag der Einäscherung sowohl den Verstorbenen als auch ihren Angeörigen gerecht werden.FeuerbestattungIn der katholischen Kirche und in christlichen Ländern war die Einäscherung von Verstorbenen jahrhundertelang als „heidnischer Brauch“ verboten, da sie als Widerspruch zur leiblichen Auferstehung betrachtet wurde. Ab dem Zeitalter der Aufklärung enstand – teilweise auch aus antikirchlichen oder antichristlichen Motiven – ein Trend zur Feuerbestattung. In Deutschland wurde 1934 die Feuerbestattung der Erdbeisetzung per Gesetz gleichgestellt.1964 hob die katholische Kirche das Verbot der Einäscherung auf, sie gibt aber nachwievor der Erdbestattung einen klaren Vorzug. Das Kirchenrecht von 1983 untersagt die Feuerbestattung aus Motiven, „die der christlichen Glaubenslehre widersprechen.“ (Can. 1176 § 3)