Ihr Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes war unerschütterlich. Louis und Marie Zélie Martin, die Eltern der heiligen Therese von Lisieux, gaben es an ihre Töchter weiter. Aus der Serie "Selige und heilige Ehepaare", Teil 2 von 4.
Ausgabe: 17/2017
25.04.2017 - Helmut Moll
Wer sich auf aufmacht, das Erbe der kleinen Therese von Lisieux zu entdecken, wird den sogenannten „kleinen Weg“ geführt, mit dem gewöhnlich der geistliche Erfahrungsschatz der Heiligen bezeichnet wird. Nicht das Außergewöhnliche und Besondere, sondern das alltägliche Leben mit allen Höhen und Tiefen erweist sich als der Weg vor Gott und in das Geheimnis seiner barmherzigen Liebe hinein. Während der Bischofssynode über die Ehe und Familie im Jahr 2015 wurden die Eltern der kleinen Therese, Louis und Marie Zélie Martin, von Papst Franziskus heiliggesprochen.
Große Familie
Louis Martin, ein gelernter Uhrmacher, war bereits 35 Jahre alt, als er im Jahre 1858 die 26-jährige Marie Zélie Guérin heiratete. Es war der Wunsch der jungen Ehefrau, Mutter einer großen Familie zu werden. Fünf der neun Töchter, die dem Paar geschenkt wurden, erreichten das Erwachsenenalter. Die große Kinderschar hielt Marie Zélie Martin nicht davon ab, unternehmerisch tätig zu sein. Sie war gelernte Spitzenmacherin und fertigte mit einem Kreis von Mitarbeiterinnen die sogenannten Alençon-Spitzen, die sie auch über das eigene Geschäft vertrieb. Der tägliche Besuch der hl. Messe mit den Kindern und das Familiengebet prägten das Elternhaus. Schon mit 45 Jahren verstarb die tatkräftige Frau an einem Krebsleiden im Jahr 1877 und hinterließ die große Familie mit den vielen Kindern.
Tiefes Vertrauen
Vater Louis gab nach dem Tod seiner Frau das Geschäft mit den Handarbeiten auf und zog mit den Kindern nach Lisieux. Das Fehlen der Mutter band gerade die jüngste Tochter, Therese, eng an ihren Vater, für den sie allein „meine Königin“ war. Das unerschütterliche Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes, das Thereses späteres Leben auszeichnete, ist in dieser in ihrem Elternhaus erfahrenen Liebe begründet. Louis Martin erlebte, wie alle seine Töchter einen geistlichen Weg einschlugen. Vier von ihnen traten in den Karmel von Lisieux ein, eine bei den Salesianerinnen. Im Jahr 1889 erlitt Louis zwei Schlaganfälle, die den Aufenthalt in einer Einrichtung außerhalb Lisieux nötig machten. Als er im Jahr 1892 nach Hause zurückkehren konnte, pflegten ihn zwei seiner Töchter, bis er im Jahr 1894 verstarb. Zeitgenössische Aufnahmen zeigen ihn aus dieser Zeit in einem Krankenstuhl sitzend im Kreis seiner Familie.
Vorbild und Fürsprecher
Das Haus der Familie Martin in Alençon ist inzwischen zu einem lebendigen Ort geworden, in dem auf die Fürsprache des heiligen Ehepaares viel Gutes geschieht. Ehepaare und Familien werden zu Kursen und Tagen der Erneuerung der Beziehungen und zum Gebet empfangen. Direkt an das Haus der Familie wurde eine Kirche angebaut, die immer auf die sichtbare Quelle des Lebens, auf Gott selber, hinweist. Der „kleine Weg“, das Alltägliche im Vertrauen zu leben, war der Weg von Louis und Zélie Martin. Der Tod der Kinder, der frühe Tod der Mutter und die schwere Krankheit des Vaters haben sie nicht davon abgehalten. Vielen sind sie heute daher Vorbild und Fürsprecher.