Jugend und Kirche. Viele Gläubige nehmen das als zwei verschiedene Welten wahr. Wie ist die Situation in Schärding wirklich?
Ausgabe: 2017/39
27.09.2017 - Paul Stütz
Auch im Dekanat Schärding finden immer weniger Jugendliche den Weg in die Sonntagsmesse oder überhaupt zu den Pfarren. „Die klassische Jugendgruppenzeit ist vorbei“, stellt René Drenik, Beauftragter für Jugendpastoral im Dekanat Schärding außerdem fest. Schardenberg, wo es noch eine örtliche katholische Jugendgruppe gibt, bestätigt quasi als Ausnahme diese Regel. Jugendliche, die sich für kirchliche Angebote und Religion interessieren, gibt es dennoch einige, weiß Drenik. Ein Beispiel: In der Region sind viele Jugendliche in pfarrlichen Chören anzutreffen. Diese würden sich auch in der Pfarre punktuell bei Veranstaltungen engagieren. Drenik: „Das Bedürfnis nach Glauben ist auf jeden Fall da.“ Für die Jugendarbeit brauche es aber auch Haupt- und Ehrenamtliche, die sich mit Freude einbringen. „Wenn es die gibt, funktioniert Jugendarbeit.“ Er selbst unterstützt aktive Jugendlichen im Dekanat Schärding und lässt ihnen dabei möglichst viele Freiräume. Darin sieht er überhaupt großes Potential: Den jungen Menschen in der Pfarre Platz anzubieten.
Religionsunterricht
Daniel Neuböck war einige Jahre Regionsassistent der Katholischen Jugend im Innviertel, jetzt unterrichtet er am Schärdinger Gymnasium Religion. Er hat es geschafft, das kirchliche Jugendsozialprojekt 72 Stunden ohne Kompromiss an seiner Schule zu etablieren. Alle zwei Jahre findet es statt, das letzte Mal im Herbst 2016. Rund 160 Schüler/innen vom Gymnasium Schärding haben sich damals in 20 Projekten engagiert. „Der Einsatz der Jugendlichen ist bewundernswert“, so Neuböck. Auf den ersten Blick spiele Religion keine große Rolle im Leben der Jugendlichen. Doch mache er die Erfahrung, dass Grenzfragen des Lebens im Religionsunterricht große Relevanz für die Schüler haben und die Religion dabei Orientierungshilfe bietet. Wichtig ist Neuböck, den urkirchlichen Grundauftrag des Christentums zu vermitteln – „als eine positive Kraft in einer pluralen Welt“. Er freut sich, dass sich heuer genug Schüler/innen für das Wahlpflichtfach Religion gefunden haben. Ein weiteres Zeichen, dass Kirche jungen Menschen ein Anliegen ist: Rituale und Feiern der Kirche sind Jugendlichen in der ländlichen Gegend noch gut vertraut. Für Daniel Neuböck ergibt sich daraus der Auftrag, „die dahinterstehenden Bedürfnisse zu erfragen und pastorale Realitäten zu beleuchten – auch im Kontrast zur Lebenswelt der Jugendlichen.“
Auch in Schwerem bei den Menschen
LKH Schärding. Mit den Patient/innen ein Stück ihres Wegs zu gehen, sie zu stützen und mit ihnen ihre Krisen auszuhalten – so beschreibt Gabriele Dietrich ihre Aufgabe als Seelsorgerin am Landeskrankenhaus Schärding: „Ohne Glauben an Gott würde ich das nicht schaffen, die Menschen anzunehmen, so wie sie sind. Ich möchte sie durch mein Dasein spüren lassen, dass jede und jeder von uns ein Geschöpf Gottes ist.“ Durch das Eingebundensein in das Dekanat wird ihre Arbeit gestützt und umgekehrt ist sie als Krankenhausseelsorgerin auch eine Hilfe für die Pfarren.