Heuer begleitet uns in den Sonntagsgottesdiensten vor allem der Evangelist Matthäus. Von den vier Evangelien ist das Matthäusevangelium nicht das älteste, wie man lange gemeint hat, aber das erste: Mit ihm beginnt das Neue Testament und es hat in der Geschichte des Christentums immer eine Sonderstellung eingenommen.
Ausgabe: 2017/05
31.01.2017 - Franz Kogler
Grund dafür ist der Inhalt selbst – ob Bergrede oder die „Kirchlichkeit“ des Evangeliums, vieles wirkt bis heute nach. Wer das Matthäusevangelium aufschlägt, begegnet einem soliden Werk. Der Duden erklärt „solide“ mit: „von fester, massiver, haltbarer Beschaffenheit, gut fundiert, ohne Ausschweifungen, Extravaganzen und daher nicht zu Kritik, Skepsis Anlass gebend; anständig“. Aus meiner Sicht trifft das alles auf dieses Evangelium in besonderer Weise zu. Matthäus wird seinem Namen, der „Geschenk Gottes“ bedeutet, mehr als gerecht.
Ein festes Fundament
Er orientiert sich am Markusevangelium. Aber er gibt seinem Werk ein festeres Fundament, indem er in den ersten zwei Kapiteln mit einer Fülle von alttestamentlichen Zitaten und Anspielungen den Ursprung Jesu Christi (wie es in der revidierten Einheitsübersetzung heißt) klarstellt: Er ist der Sohn Davids und Abrahams, ja eigentlich Sohn Gottes – und steht auf dem Fundament der hebräischen Bibel. Auf dieses Fundament setzt Matthäus (wie Markus) die Erzählungen von der Taufe und der Erprobung Jesu: „Dieser ist der Sohn Gottes“.
Parterre mit Luxusräumen
Auf so ein Fundament mit solch einer Basis lässt sich gut und leicht als Parterre das Wirken Jesu in Galiläa in den Kapiteln 5–18 aufbauen. Weil aber die Basis derart solide ist, fügt Matthäus in sein Parterre noch zahlreiche Luxusräume ein: vier der fünf speziellen Reden, in denen sich Jesus an seine Jüngerinnen und Jünger wendet, nämlich Bergrede, Aussendungsrede, Gleichnis- und Abschlussrede.
Stockwerke und ein Balkon
Den Weg nach Jerusalem übernimmt Matthäus wieder im Wesentlichen von Markus, um als 2. Stock Jesu Wirken in Jerusalem aufzusetzen. Aber damit nicht genug. Zusätzlich baut Matthäus einen großen Balkon mit seiner Endzeitrede („Ich war hungrig …“) dazu, wo er plakativ deutlich macht, worauf es ankommt. Auch bei der Formulierung des Leidens und Sterbens Jesu folgt Matthäus seiner Vorlage. Im Leid, in der Passion zeigt sich, wer zu Jesus hält und wer ihn verleugnet.
Als Dach: Jesu Zusage
Ganz anders als Markus schließt Matthäus mit zusätzlichen Erscheinungserzählungen ab und „versteckt“ darin den Schlüssel für sein ganzes Werk (Mt 28,16–20). Zunächst ruft der Auferstandene seinen Jüngerinnen und Jüngern zu: „Macht die Menschen zu dem, was ihr seid – macht sie zu meinen Jüngern.“ Und schließlich leuchtet von seinem Dach weit sichtbar seine Zusage: „Ich bin mit euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt.“ Und dieser Schlüssel öffnet letztlich den Zugang zu seinem so fest gegründeten Werk, in dem er ja schon ganz am Anfang in 1,23 als Name für Jesus festgehalten hat: Gott ist mit uns. Die Leserin und der Leser sind eingeladen, das Wirken Jesu zu betrachten – gestärkt von dieser Zusage. «
Fragen zu diesem Artikel richten Sie bitte an: bibelwerk@dioezese-linz.at