Nicht auswendig, inwendig will Glaube werde. In Fleisch und Blut übergehen. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2018/10
06.03.2018 - Matthäus Fellinger
Im Lehrplan des Religionsunterrichtes sind sie in der vierten Schulstufe vorgesehen: die Zehn Gebote. Sie stehen dort unter der Überschrift: „Was sich im Leben bewährt“. Früher mussten Kinder die Gebote deutlich früher „können“. Auswendig „aufsagen“ musste man sie können. Dafür gab es ein Sehr gut.
Doch nicht auswendig, inwendig will Glaube werden. In Fleisch und Blut übergehen. Er wird zur Grundhaltung, nicht bloß zur möglichen Alternative, falls nichts Wichtigeres dagegensteht.
Die angemessene Zeit für diese „Verinnerlichung“ ist nicht eine Schulstufe oder ein besonders geeignetes Alter. Ein Leben lang steht ein Mensch vor dieser Möglichkeit: dass die Gottesgabe des Glaubens inwendig wird. Menschwerdung also. Immer mehr Mensch. Denn ein Mensch ist das Wesen, das über seine Veranlagungen hinauswachsen kann. Zurückfallen auch. Es ist etwas anderes, von der Nächstenliebe zu wissen, als sie zu üben, oder christliche Prinzipien zu vertreten als in eigener Person dafür einzustehen. Der Mensch selbst wird zum Argument seiner Überzeugung. Zeuge also.
Doch Glaube ist auch keine inwendige Angelegenheit allein. Er drängt aus dem Inneren heraus, will „anwendig“ werden. Fastenzeit. Das ist diese Übung: Vom auswendigen zum inwendigen Glauben zu gelangen – um ihn anwendig zu leben.