Kinderkreuzweg, Kreuzweg durch die Stadt oder in der Kirche an den Fastensonntagen nachmittags, oft mit einer Fastenpredigt verbunden – die Kreuzwegandacht hat eine lange Geschichte.
Ausgabe: 2018/09
27.02.2018 - Josef Wallner
Ihren Ursprung hat die Andachtsform des Kreuzweges in Jerusalem. Schon die allerersten Pilgerberichte aus dem vierten Jahrhundert beschreiben den letzten Weg Jesu, den man als Pilger/in betend und betrachtend nachgegangen ist. Es sollte aber dann noch bis ins Mittelalter dauern, bis sich in Europa Kreuzwege entwickeln. Jerusalempilger wollten auch zu Hause erleben, was sie durch die Franziskaner im Heiligen Land kennengelernt hatten: „Umgänge“ zu den einzelnen Stätten des Leidens Jesu. Erst wurden Kreuzwege im Freien errichtet, häufig mit sieben, oft aber auch mit bis zu 30 Stationen.
Nach und nach kommt es zu den heutigen 14 Stationen, die sich um 1600 festigen und von Papst Clemens XII. im Jahr 1731, verbunden mit der Gebetsanleitung des Franziskaners Leonhard von Porto Maurizio, zur kirchlich anerkannten Form des Kreuzwegs erklärt werden. Der Franziskaner gilt damit als der eigentliche Begründer der Kreuzwegandacht, wie sie bis heute geübt wird. Er selbst errichtete 570 Kreuzwege, den berühmtesten im römischen Kollosseum. Etwa um 1700 findet man Kreuzwege auch im Kircheninnern, indem man an den Wänden mit Holzkreuzen die 14 Stationen markierte und darunter Darstellungen der Stationsinhalte anbrachte. Nach und nach wurde der Kreuzweg zu einem festen Bestandteil der Kircheneinrichtung und der Volksfrömmigkeit, mit einer Blütezeit ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.