„Vergelt‘s Gott für eure Arbeit“, sagte Bischof Manfred Scheuer den Frauen und Männern, die in Oberösterreich als Laientheolog/innen in der Seelsorge wirken. Rund 350 sind es bereits.
Ausgabe: 2017/44
30.10.2017 - Matthäus Fellinger
„Es ist gut, wie ihr an der Welt, auch an der Kirche manchmal leidet – und euch trotzdem eure Zuversicht nicht nehmen lasst“, würdigte Bischof Manfred Scheuer das Wirken der Laien-Seelsorger/innen. Am 25. Oktober wurden sieben Jahrzehnte Laien in der Diözese Linz im Linzer Ursulinenhof gefeiert. Seit 40 Jahren bilden sie eine Berufsgemeinschaft.
Wolfgang Gratzl ist einer von ihnen. „Mein Glaube“, sagt er, „ist durch meine Arbeit viel nüchterner geworden.“ Mehr „Bodenhaftung“ hätte er im Leben bekommen. Als Pastoralassistent arbeitet er in Freistadt dafür, dass andere in ihrem Leben mit ihren Glaubensfragen Bodenhaftung bekommen. Jugendliche vor allem. „Nah bei Menschen sein.“ Darum geht es der Kirche in Oberösterreich.
Wolfgang geht es vor allem um die jungen Menschen. So haben die Burschen und Mädchen in Freistadt den Jugendraum in der Pfarre selbst eingerichtet – vom Estrich bis zu den Installationen und Möbeln. Das war ein tolles gemeinsames Erlebnis. So etwas kittet zusammen. „Manchmal sitze ich nur stumm neben einem Menschen, dessen Leben zusammengebrochen ist“, sagt Gratzl. Die Kirche, sagt er, ist eine gute Arbeitgeberin. Er spürt viel Freiheit: „Ich kann mich einbringen – als ganzer Mensch.“
Seit 70 Jahren
Vor 70 Jahren wurden erstmals Laien in Oberösterreich als Seelsorgehelferinnen eingesetzt. Ausschließlich Frauen waren es, und sie sollten „das weibliche Element“ in die Kirche einbringen. Unverheiratet mussten sie sein. Mit dem Konzil wurde die Seelsorgearbeit durch Laien aufgewertet. Nicht mehr nur „Helferinnen“ sollten sie sein, sondern Mitgestalter/innen der Seelsorge, sagt Brigitte Gruber-Aichberger, die Direktorin für Pastorale Berufe. Auch Männer kamen dazu.
Immer mehr junge Menschen begannen Mitte der 1970er Jahre Theologie zu studieren, strebten aber nicht das Priesteramt an. „Gott sei Dank wird in unserer Diözese dieses Potenzial gesehen und eingesetzt“, zeigte sich Brigitte Gruber-Aichberger beim Festakt dankbar, spitzt sich doch die Personalsituation angesichts des Priestermangels immer mehr zu. Vor 40 Jahren – 1977 – wurde die Interessensgemeinschaft Laientheolog/innen in der Diözese Linz gegründet.
Bereits 349 Laientheolog/innen arbeiten in verschiedenen Aufgabenfeldern in der Diözese Linz (siehe unten). Sie werden – ebenso wie Priester – dringend gebraucht. Wichtigste Voraussetzung, so Gruber-Aichberger, ist die „Empathie-Fähigkeit“, also das Gespür für die Leute, ebenso die Freude an der Arbeit. Dass das „Nahe-bei-den-Menschen-Sein“ herausfordernd bleibt, ist klar. Seelsorger/innen müssen zu ungewohnten Zeiten da sein: an den Abenden, an den Wochenenden. Aber das, sagt Pfarrassistentin Irmgard Sternbauer, ist ja bei anderen Berufen auch so.
Berufsmöglichkeiten
- Pastoralassistent/innen in Pfarren sind für Teilbereiche der Seelsorge zuständig. Sie leiten Gruppen, bilden Gruppenleiter/innen aus; gestalten und leiten Gottesdienste; führen Trauergespräche, leiten Begräbnisse. (76 Frauen, 44 Männer).
- Pfarrassistent/innen. In 60 Pfarren nehmen 23 Frauen und 37 Männer die Leitungsaufgabe gemeinsam mit einem Priester (Pfarrmoderator) und dem Pfarrgemeinderat wahr.
- Jugendpastoral. 43 Frauen und 20 Männer unterstützen in den Dekanaten als Jugendbeauftragte Jugendliche in der Persönlichkeitsentwicklung nach einem christlichen Menschenbild. Sie beraten Pfarren beim Aufbau von Jugendgruppen oder Jugendtreffs und gestalten Jugend-Gottesdienste.
- Pastoralassistent/innen in Institutionen wie Krankenhaus, Altenheim, Behinderteneinrichtungen oder Gefangenenhaus (derzeit 61 Frauen und 29 Männer).
- Dekanatsassistent/innen stehen dem Dechant zur Seite, um die seelsorglichen Schwerpunkte eines Dekanates zu planen.
- Besondere Schwerpunkte. 18 Frauen und 10 Männer arbeiten für besondere Schwerpunkte der Dekanate. So gibt es die Obdachlosenseelsorge in Linz, die Jugendarbeit in der PlusCity oder den Schwerpunkt Ökumene in Steyr.
www.dioezese-linz.at/pastoraleberufe