Was den Glauben und das Leben von Christ/innen ausmacht – eine Reihe von Prälat Dr. Hans Fink, Teil 4
Ausgabe: 2008/42, Glaube, Leben, Tischgemeinschaft, Hausvater, Herrenmahl, Dr. Hans Fink, Lukasevangelium
15.10.2008 - Prälat Dr. Hans Fink
Nach der „Lehre der Apostel“ und der „Gemeinschaft“ nennt Lukas das Brotbrechen als dritte Säule der Urgemeinde in Jerusalem.
Tischgemeinschaft. Keiner der Evangelisten beschreibt die Mahlpraxis Jesu, die im Abendmahl ihren Höhepunkt findet, so ausführlich wie Lukas. Bevor er das „Paschamahl“ schildert, berichtet er viermal, wie Jesus Tischgemeinschaft hält als Gast und Gastgeber: Nach der Berufung des Levi mit „Zöllnern und Sündern“ (Lk 5, 27–32). Er ist Gast beim Pharisäer Simon (Lk 7, 36–50). Bei der Brotvermehrung ist er großzügiger Gastgeber (Lk 9, 12–17). Und an einem Sabbat ist er Gast bei einem der führenden Pharisäer (Lk 14, 1–6). Nur Lukas berichtet von der Mahlgemeinschaft Jesu mit den Emmausjüngern (Lk 24, 13–35). Der letzte Mahlbericht des Lukas findet sich im Kapitel 20, 7–12 der Apostelgeschichte: Paulus ist am ersten Wochentag zum Brotbrechen mit der Gemeinde von Troas versammelt. Dass Jesus das Gedächtnis an seinen Tod und seine Auferstehung an ein Mahl bindet, unterstreicht noch einmal die Bedeutung der Tischgemeinschaft.
Das Brotbrechen. Zur Eröffnung des Mahles nimmt der jüdische Hausvater einen Brotfladen, spricht ein Segensgebet, bricht dann das Brot und reicht allen Mitfeiernden ein Stück. Jesus nahm beim Abendmahl diesen bis heute praktizierten jüdischen Ritus auf und gab ihm eine völlig neue Bedeutung: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22, 19). Bei Lukas wird der Ausdruck „Brotbrechen“ zu einem feststehenden Begriff für die Bezeichnung des Herrenmahles. Am Ende der Emmausgeschichte steht: „Sie erkannten ihn am Brotbrechen“ (Lk 24, 35) und nicht, wie die Einheitsübersetzung formuliert: „Sie erkannten ihn, als er das Brot brach.“
Die dritte Säule. Bei der Beschreibung der Urgemeinde verwendet Lukas ebenfalls den Begriff „Brotbrechen“ zur Bezeichnung des „Herrenmahles“, wie Paulus im ersten Korintherbrief die Feier benennt (11, 20). Im ersten Summarium (Apg 12, 2–46) wird Lukas noch deutlicher, wenn er festhält: „Sie brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl.“
Der Tisch als Mitte. In der Fortführung der Mahlpraxis Jesu kannte die frühe Kirche keine Altäre. Die Gläubigen versammelten sich bis zur Konstantinischen Wende im 4. Jahrhundert in ihren Häusern um den Tisch, feierten das Herrenmahl und erfüllten so den Auftrag Jesu. Tischgemeinschaft gehört zur Glaubenspraxis beider Testamente und sie erreicht in der Feier der Eucharistie ihren Höhepunkt. Sie ist, wie das 2. Vatikanische Konzil festhält, „Quelle und Höhepunkt“ des ganzen christlichen Lebens (Konstitution über die Kirche Nr. 11), denn Jesus, der Herr des Mahles, schenkt seinen Leib und sein Blut.
Das Zeichen des Brotbrechens
Das eine Brot aus den vielen Körnern ist ein Zeichen der Einheit. Das Brot, das gebrochen wird, ist ein Zeichen der Hingabe Jesu für uns bis in den Tod. Das gebrochene Brot ist ein Zeichen der Bereitschaft, das zu teilen, was wir haben, ja sind.
Zum Weiterdenken
Lesen Sie die Mahlgeschichten des Lukasevangeliums und halten Sie fest, was im Zusammenhang mit dem Mahl jeweils geschieht.