Schwester Nazarena war eine versteckte Frau. Sie lebte über 40 Jahre in einer Zelle. Ihre geistige Kraft und die anderer Einsiedler hat Freddy Derwahl in einem Buch beschrieben.
Ausgabe: 2017/37
13.09.2017 - Elisabeth Leitner
„Ich bin dann mal weg ...“ – dieser Satz von Hape Kerkeling, der als Jakobspilger unterwegs war, ist vielen noch im Ohr. Sich zurückziehen, die Einsamkeit suchen, ob als Turmeremitin oder Pilger – das Bedürfnis nach Stille und Medition haben Menschen heute wie damals. Das Buch „Abenteuer Einsamkeit. Moderne Einsiedler“ von Freddy Derwahl beleuchtet das Leben von Einsiedlern vom Ardenner Wald, dem Berg Athos bis nach Ägypten. Etwa das Schicksal von Schwester Nazarena in Rom, einer „Reklusin“ im 20. Jahrhundert. Sie lebte über 40 Jahre in einer Zelle, abgeschlossen von der (Kloster-)Welt. „Ohne Jesus wäre es ein obskures Gefängnis“, schreibt die „versteckte Schwester“, mit ihm erlebte sie es als „reine Freude.“ Sätze wie „Die Eroberung des eigenen Ichs zählt mehr als die Eroberung der ganzen Welt“ oder „Allein die Liebe zählt“ beeindrucken. Auch wenn die vielen körperlichen und seelischen Torturen nicht immer nachvollziehbar sind, bleibt doch das Staunen, welche geistige Kraft Einsiedler/innen entwickeln können. Berührende Lebensschicksale – gut geschrieben!
Abenteuer Einsamkeit. Moderne Einsiedler, Freddy Derwahl, Topos-Premium, 2017.