Die vier Säulen des Christentums, eine Reihe von Prälat Dr. Hans Fink, Teil 2: Was den Glauben und das Leben von Christ/innen ausmacht
Ausgabe: 2008/40, vier Säulen, Dr. Hans Fink, Zeugnis, Apostel, Auferstehung Jesu, Glauben, Christ/innen, christliche Botschaft, Lehre der Apostel, Jesus-Bekenntnis
01.10.2008 - Prälat Dr. Hans Fink
Der Evangelist Lukas kennzeichnet in der Apostelgeschichte 2, 42 die Urgemeinde in Jerusalem durch vier Merkmale: „Die Gläubigen verharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und in den Gebeten.“ In Anlehnung an die bekannte Formulierung „Die fünf Säulen des Islam“ nenne ich sie „Die vier Säulen des Christentums“.
Nachfolge Jesu als Verharren. Bei seiner Darstellung der Grundvollzüge des Gemeindelebens in Jerusalem verwendet Lukas mehrfach das Wort „verharren“: das schwer übersetzbare Wort des griechischen Textes meint „ein Ausharren in Geduld, die ständige Bereitschaft zum Neubeginn, ein Durchhalten auch in schwierigen Situationen.“ Die Nachfolge Jesu ist demnach eine Herausforderung, die ganzen Einsatz verlangt.
Die Lehre der Apostel. Zuerst geht es also darum, in der „Lehre der Apostel“ zu verharren. Sicher sind hier noch nicht satzhaft formulierte Wahrheiten gemeint, wie wir sie später aus den Katechismen kennen, auch nicht theologische Traktate oder Glaubensbekenntnisse. Gemeint ist das „Zeugnis der Apostel“ für Jesus und sein Evangelium. Diese Verbindung zu den Anfängen ist unaufgebbar, sie muss zuverlässig und unverbrüchlich sein. Dies aufzuzeigen, ist auch die Absicht, die Lukas mit seinem Evangelium verfolgt, wie er im Vorwort ausdrücklich schreibt (Lk 1, 1–4).
Zeuge der Auferstehung. Was unter „Lehre der Apostel“ zu verstehen ist, zeigt Lukas bei der Nachwahl des Matthias, der die Stelle des Judas im Kreis der Zwölf einnehmen soll: „Es muss nun von den Männern, die mit uns zusammen waren in der ganzen Zeit, da der Herr Jesus unter uns aus- und einging, von der Taufe des Johannes angefangen bis zu dem Tage, da er von uns hinaufgenommen ward, von diesen muss einer mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden“ (Apg 1, 21–22). Wer diese Voraussetzung erfüllt, ist für Lukas Garant, die Brücke von Jesus zur Kirche bilden zu können. Dabei kommt es besonders darauf an, Zeuge der Auferstehung Jesu zu sein. Im zweiten Summarium (Zuammenfassung) wird ausdrücklich festgehalten: „Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen“ (Apg 4, 33). „Das Wort des Glaubens, das wir verkünden“, ist die Botschaft von Jesus, dem Herrn, den Gott auferweckt hat, fasst Paulus im Römerbrief die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens zusammen (s. Kasten unten).
- Nächste Folge: Die Gemeinschaft
Das Jesus-Bekenntnis
„Gemeint ist das Wort des Glaubens, das wir verkündigen: Denn wenn du mit deinem Mund bekennst: HERR (KYRIOS) IST JESUS,und in deinem Herzen glaubst: GOTT HAT IHN VON DEN TOTEN AUFERWECKT, wirst du das Heil erlangen.“
Paulus, Brief an die Römer 10, 8-10
Zum Weiterdenken
Es gibt den gewussten und den gelebten Glauben. Worin liegt der Unterschied? Wie kann ich Zeuge/-in der Auferstehung sein?