Paulus. Mensch und Apostel Jesu – eine 5-teilige Reihe von Ingrid Leitner, Margarita Paulus und Peter Hausberger
Ausgabe: 2008/26, Paulus, Serie, fremd, vertraut, 2000 Jahre Paulus, Völkerapostel, Tarsus, Apostel, Saulus, Ingrid Leitner, Margarita Paulus, Peter Hausberger
08.07.2008
\"Weg des Paulus\", Ausschnitt aus dem Fresko von Hubert Schmalix, Pfarrkirche Salzburg-St. Paul. Unter der Sonne von Liebe und Gnade verwandelt sich Paulus.
2000 Jahre Paulus: Ein Mann aus Tarsus, der zum Völkerapostel wurde
Wenn Sie sich im Gottesdienst beim Hören und Verstehen einer Lesung, die aus den Paulusbriefen genommen ist, schwertun, sind Sie in guter Gesellschaft! Schon wenige Jahrzehnte nach Paulus hieß es im 2. Petrusbrief (3, 16), dass „in den Briefen unseres geliebten Bruders Paulus manches schwer zu verstehen ist“. Und doch ist Paulus eine der wichtigsten Persönlichkeiten des frühen Christentums und prägend bis heute. Noch dazu ist er die einzige Persönlichkeit des gesamten Urchristentums, von der wir selbstgeschriebene Briefe haben. Seine sieben Briefe sind die ältesten Texte des Christentums überhaupt und damit älter als die Evangelien und die Apostelgeschichte.
Woher kommt Paulus? Aufgewachsen ist er in Tarsus, das war damals die Hauptstadt der römischen Provinz Zilizien (heute Türkei). Er war Jude und wurde im jüdischen Glauben erzogen, geprägt wurde er aber auch durch das hellenistische städtische Milieu. Darauf weisen auch seine beiden Namen Saul (jüdisch) und Paulus (griechisch-römisch) hin. Als junger Mann erhielt der die bestmögliche theologische Ausbildung in Jerusalem.
Paulus und die junge Kirche. Paulus war so in seinem Glauben verwurzelt, dass er diesen vor Abweichungen schützen wollte. In den jungen christlichen Gemeinden waren am Beginn zum Großteil Juden und Jüdinnen, die an Jesus als Messias glaubten. Sie gingen einen Weg, der für Paulus nicht akzeptabel war. Deshalb fühlte er sich verpflichtet, die Jesusanhänger/innen zur Ordnung zu rufen.
Die Berufung des Paulus. Unterwegs nach Damaskus, um die dortige Gemeinde auf den rechten Weg zurückzuführen, erlebte Paulus eine Berührung und Begegnung mit dem auferstandenen Christus. Das hat ihn in eine tiefe Krise gestürzt, nach einer Zeit der Klärung aber seinen Glauben auf eine neue Basis gestellt. Der Ausdruck „Bekehrung des Paulus“ ist irreführend, denn Paulus war ein zutiefst Glaubender. Was allgemein als Damaskuserlebnis bezeichnet wird, ist Berufung, Neuorientierung und Sendung. Von da an weiß sich Paulus berufen, den Menschen den Glauben an Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, zu verkünden. Dabei ließ er sich weder von sozialen, noch kulturellen, noch religiösen Grenzen aufhalten. Darum trägt er zu Recht den Namen Völkerapostel.
Das Leben von Saulus Paulus
- geboren zwischen 8 und 12 n. Chr. in Tarsus - etwa 34 n. Chr. Berufung des Paulus Missionsreisen, Gemeindegründungen - 56 n. Chr. letzter Besuch in Jerusalem und Verhaftung - 59 n. Chr. Ankunft in Rom - etwa 62 n. Chr. Tod des Paulus, wahrscheinlich Hinrichtung unter Kaiser Nero
Zitat
Ihr habt nämlich gehört von meinem Lebenswandel damals im Judentum: Dass ich über die Maßen die Kirche Gottes verfolgte und sie zu zerstören trachtete, und dass ich in der jüdischen Lebensweise viele Gleichaltrige in meinem Volk übertraf, über die Maßen ein Eiferer für meine väterlichen Überlieferungen.
Als es aber Gott, der mich vom Mutterleib an auserwählt und berufen hat durch seine Gnade, für gut gehalten hat, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn als Evangelium verkündige unter den Völkern … Sie haben nur gehört: Der uns einst verfolgt hat, verkündigt jetzt als Evangelium den Glauben, den er einst zu zerstören trachtete, und sie priesen an mir Gott.
(Galaterbrief 1, 13–16. 23–24)
Paulus. Mensch und Apostel Jesu
Eine 5-teilige Reihe von
Mag. Ingrid Leitner Mag. Margarita Paulus Mag. Peter Hausberger
Verwendete Literatur: Alfons Weiser, Miteinander Gemeinde werden. Sachbuch zum Neuen Testament und zum kirchlichen Leben. Stuttgart 1992; Daniel Kosch, Paulus – ein theologisches Portrait. In: Bibel heute, Nr. 149, 2002; Marlies Gielen, Paulus – Theologe und Seelsorger. Vorträge in Freising, Jänner 2008.