Ausgabe: 2008/25, Gespräche, Margit Eckerstorfer, Gerhard Eckerstorfer, Wir zwei - ein Segen, Harant, Ritual, Wiederholung, Segen
18.06.2008 - Judith Moser-Hofstadler
„Das ist das Schöne beim Segnen: Du spürst, du bist vom Partner und von Gott angenommen. Das schenkt Lebenskraft und Lebensmut.” Margit und Gerhard Eckerstorfer sind seit drei Jahren verheiratet und haben eine Tochter.
Margit und Gerhard Eckerstorfer nehmen sich bewusst Zeit zum Anschauen, Reden und Zuhören
Sich gegenseitig zu segnen ist für Margit und Gerhard Eckerstorfer ein wichtiges Ritual. Es ist aber nicht die einzige Handlung, mit der sie den Alltag durchbrechen.
„Bewusst Zeit nehmen und anschauen beim Gehen und Ankommen, das haben wir uns bald als Ritual angewöhnt“, sagt Margit Eckers-torfer. „Das verbindet uns sehr stark.“ Und das wirkt oft noch in den Tag hinein. „Wir segnen uns mit Kreuzzeichen und Weihwasser. Manchmal auch mit Gedanken und Wünschen, die gerade da sind“, erzählt Gerhard.
Zu dritt. Seit zehn Monaten sind die beiden Eltern. Mit ihrer Tochter Lena Maria ist es schwieriger geworden, sich Auszeiten zu nehmen. Rituale, die sie sich in den ruhigeren Zeiten ihrer Beziehung angeeignet haben, stärken sie jetzt. Das spüren Margit und Gerhard deutlich. Etwas, was auch zu dritt gut funktioniert, sind die gemeinsamen Spaziergänge zum Reden.
Aus der Tiefe reden. Margit und Gerhard Eckerstorfer praktizieren das geplante Partnergespräch. „Diese Form des Gesprächs ist sehr statisch, aber wir lieben es“, sagt Margit. Jede/r hat eine Viertelstunde Redezeit. Erst ist ein Partner an der Reihe, dann der andere. Der jeweils Zuhörende schenkt dabei die volle Aufmerksamkeit – ohne Kommentare und Ergänzungen. „Das ist eine gute Übung, dem anderen zuzuhören“, meint Gerhard, „und der Erzählende kommt wirklich in die Tiefe.“
Stärkung. Wenn nötig, wird später diskutiert. Gleich anschließend ist das nicht vorgesehen. Es ist auch möglich, in der Zeit zu schweigen. „Das Partnergespräch gibt die Möglichkeit, bei sich zu bleiben. Ich habe dadurch von Gerhard ganz viel erfahren und er von mir“, sagt Margit. Sie sind überzeugt davon, dass das ihre Beziehung vertieft und stärkt. Sie sehen das Gespräch neben dem Segnen als zweites Ritual, das sie im Alltag begleitet.
Festtage. Was sie außerdem für sich pflegen, ist eine bewusste Feierkultur. Zu persönlichen Festen schreiben sie einander Briefe. Sie zünden die Hochzeitskerze an. Die Hochzeitskerze brennt auch an „sehr frohen Tagen“. Zum Beispiel, als sie erfahren haben, dass sie ein Kind erwarten.
Als Paar mit Gott unterwegs
- Durch welche Worte, Gesten und Zeichen fühlen Sie sich von Ihrem Partner/Ihrer Partnerin angenommen?
- Berührende Zeichen: Sie können einander die Hand auflegen, ein Kreuz auf die Stirn zeichnen, einander umarmen, eine wohltuende Berührung schenken.
- Zugesprochene und zugedachte Worte: Sie können den Segen aussprechen oder ihn Ihrem Partner/Ihrer Partnerin im Gedanken wünschen. Es zahlt sich aus, Segensworte auswendig zu lernen.
- Im Segnen schenken Sie einander bewusste Aufmerksamkeit, die guttut, bestätigt und Anerkennung gibt.
Harant
Impulse
Gott heißt uns gut
Wir leben aus der Bejahung. Dieses Ja können wir uns nicht selber sagen, wir brauchen dazu ein Du. Eine besondere Form des Miteinander-vor-Gott-Seins ist der Segen. Im Segen wird ausgedrückt, dass Gottes Gegenwart und Kraft immerwährend sind und wir uns von ihm geliebt und behütet fühlen können. Segen ist Ja-Kraft, eine Grundkraft, aus der Leben erwächst. Segnen ist ein Gutheißen, ein Für-geeignet-Finden.
Segen ist eine Auszeichnung. Segen und Segnen, das vom lateinischen „signum“ (Zeichen) und „signare“ (bezeichnen) kommt, ist ein Siegel, eine Signatur, eine gültige Unterschrift, eine Auszeichnung. Wir leben aus der Zusage Gottes, der uns bejaht, unabhängig davon, wie wir gerade als Partner zueinander stehen. Das ist eine spirituelle Dimension in der Partnerschaft. Die eigene Existenz und das verbindliche Miteinander als gewollt zu erfahren, ist eine starke Ressource für gelingendes Leben und Glück in der Beziehung.
Gewohnheit, Ritual und Wiederholung. Es ist eine Wohltat, hin und wieder den Segen Gottes auszusprechen, einander spürbar zu zeigen und nicht in der Schwebe zu lassen. Segnen hat zwei Grundelemente: das berührende Zeichen (signare) und das zugesprochene Wort (benedicere), das gutheißt. Einander segnen kann zu einer guten und wohltuenden Gewohnheit, ja zu einem Ritual werden. Rituale bleiben durch die Wiederholung lebendig. Wiederholung ist, wie das Wort sagt, das wieder und wieder Herholen dessen, was einem schon einmal gutgetan und geholfen hat, das bewusste Herholen dessen, wovon man überzeugt ist, was einem wertvoll ist.
FRANZ HARANT, Autor der Serie „Wir zwei ein Segen“, ist Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz, Ehe-, Familien- und Lebensberater im Zentrum BEZIEHUNGLEBEN.AT.