Wir zwei – ein Segen, Serie zur Paarspiritualität, 4. Teil
Ausgabe: 2008/23, himmlische Momente, Suanne Bock, Wilfried Bock, Vater, Mutter, Franz Harant, Wir zwei – ein Segen, Adam, Eva, als Mann und Frau göttlich
04.06.2008
Das Ideal: Eins sein bei aller Verschiedenheit
Susanne und Wilfried Bock sind sehr verschieden. Sie sagen, sie ergänzen einander und dürfen vom jeweils anderen lernen.
Ihre Ehe haben Susanne und Wilfried „sehr traditionell“ begonnen: Wilfried hat als Lehrer gearbeitet und ist jetzt Administrator einer Handelsakademie, Susanne war für die Kinder und den Haushalt da. Heute verbringt Wilfried mehr Zeit mit den Kindern und im Haushalt als Susanne, weil sie als Beraterin vor allem nachmittags arbeitet.
Einander ergänzen. „Für mich ist Ehe In-Bewegung-Sein“, sagt Susanne Bock. „Es ist nie statisch.“ Worauf ihr Mann meint: „Ich hätte es manchmal lieber ruhig.“ Genau das ist für beide ein wesentlicher Punkt einer partnerschaftlichen Beziehung: Jeder kann vom anderen lernen. In ihrem Fall lernt Wilfried die Bewegung von Susanne und sie lernt von ihm das Ruhige und Beharrliche. So ergänzen sie einander.
Liebevoll anschauen. Das Ideal ist, die Fähigkeiten des anderen als wertvoll anzuerkennen statt den anderen ändern zu wollen. „Ich kann ihn liebevoll und neugierig anschauen und mir denken: ,wie wird er ein Problem angehen?‘“, sagt Susanne. Und das kann auch Spaß machen. „Ich darf meinem Partner etwas zutrauen. So können wir beide ,rund‘ und ganz werden. Und in dieser meiner Ganzheit kann ich gut neben und mit Wilfried leben.“
Vater und Mutter. Die unterschiedlichen Herangehensweisen können ein Vorteil sein. Wilfried ist zum Beispiel überzeugt davon, dass ihre Kinder davon profitieren, dass er als Vater Dinge anders löst als Susanne als Mutter. Die Kinder erleben, dass sie über ihre verschiedenen Ansichten reden. „Und wenn wir im Alltagsstress sehr wenig Gelegenheit haben zu reden, dann staut sich das auf“, erzählt Wilfried. „Dann merken wir, es wird Zeit für einen Spaziergang.“ Denn im Gehen komme auch das Gespräch leichter in Gang.
Eins sein. „Mir ist wichtig, dass wir unsere himmlischen Momente nicht vergessen“, sagt Susanne. ,Himmlische Momente‘ sind, wenn Wilfried und Susanne gemeinsam etwas erleben und sich dabei ganz nahe sind. Die Erinnerungen an solche Momente sind besonders wichtig, wenn sich die beiden ärgern. Dann versucht Susanne ihren Blick zu weiten und an Situationen zu denken, von denen sie sagen kann: „Das war schön. Da waren wir eins.“ Für Wilfried ist das wie die bedingungslose göttliche Liebe. „nicht zu überlegen: Was bekomme ich dafür zurück?\"
Judith Moser-Hofstadler
Als Paar mit Gott unterwegs
- Was schätzen Sie an Ihrem Frau- bzw. Mannsein?
- Mit welchen Fähigkeiten ergänzen Sie einander?
- Schreiben Sie Gott einen Brief, in dem Sie sich bei ihm für Ihre Partnerin/Ihren Partner bedanken. Tauschen Sie diese Briefe aus.
- Worin zeigt sich in Ihrer Ehe das Prinzip der Partnerschaft?
- Wie ausgewogen empfinden Sie Ihre Partnerschaft?
Franz Harant
Impulse
Als Mann und Frau göttlich
„Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“ (Gen 1, 27) Wenn wir Menschen, von Gott als Mann und Frau geschaffen, schon „Abbild Gottes“ sind, wie in der Urkunde unseres Glaubens steht – wenn wir „an die Gottheit heranreichen“, wie in Mozarts Zauberflöte gesungen wird, dann ist auch das Beziehungsgeschehen zwischen Frau und Mann göttlich, die Lebensform des Paares eine göttliche.
Urbild. Im Bild von Adam und Eva steckt eine tiefe Wahrheit. Den Menschen als Gottes Ebenbild gibt es nicht als Mann oder Frau, sondern nur in der Zweiheit als Mann und Frau. Menschliche Gemeinschaft, das Zusammenleben von Mann und Frau, entstammt dem Schöpferwillen und ist nicht Folge einer vom Menschen frei gewählten Gemeinschaft. Mann und Frau suchen in der Schöpfungserzählung nicht von sich aus den Weg zueinander, sondern Gott hat sie füreinander bestimmt und führt sie selbst zueinander.
Befähigt zur Partnerschaft. Der Geschlechtsunterschied ist eine wesentliche Begabung des Menschen, der darin seine Identität findet. So verschieden die Geschöpfe Mann und Frau auch sind, so sind sie doch in einem gleich, nämlich gleichwertig vor Gott. Deshalb sind sie auch vollständig gleichgestellt. Das ist die Grundlage für die Partnerschaftlichkeit, zu der Mann und Frau befähigt sind. Es gibt keine Über- und Unterordnung. Wohl aber ergänzen Partner einander mit ihren Fähigkeiten, in ihrem Anderssein. Der Mensch als Abbild des Urbildes zeichnet sich besonders durch eine göttliche Fähigkeit aus – nämlich zu lieben.
Franz Harant, Autor der Serie „Wir zwei ein Segen“, ist Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz, Ehe-, Familien- und Lebensberater im Zentrum BEZIEHUNGLEBEN.AT.