Jede Paarbeziehung unter Menschen hat eine spirituelle Dimension. Gottesbegegnung ist auch in der Begegnung mit dem Partner und der Partnerin möglich. Doch viele Paare tun sich schwer, diese Seite ihrer Beziehung zur Sprache zu bringen.
„Wir zwei – ein Segen” heißt die neue KirchenZeitungs-Reihe mit Pfarrer Franz Harant. Sie will anregen, den spirituellen Reichtum, der in der Beziehung liegt, zu entdecken und zu vertiefen.
Jeder für sich, aber zusammen
Interesse haben und interessant bleiben – Beziehung als Quelle für Weiterentwicklung
Anna und Alois Rosenberger haben einander schon sehr jung kennengelernt. „Jeder ist anders geworden, und doch sind wir die Gleichen“, sagt Anna Rosenberger.
Auch wenn sich Anna und Alois schon seit früher Jugend kennen, ist die Beziehung „immer etwas Neues“, wie Alois sagt. Sie haben sich, jeder für sich, entwickelt, aber gerade dadurch auch miteinander. Bei ihrer Hochzeit waren sie 20 beziehungsweise 22 Jahre alt. Alois hatte sein Studium noch nicht beendet und Anna kam mit der Heirat auf den Hof, zu Leuten, die sie kaum kannte.
Nicht vorhersehbar. Wenn Anna vor 15 oder 20 Jahren gewusst hätte, was sie heute machen, hätte sie das wahrscheinlich nicht für bewältigbar gehalten. Für Alois war klar, dass er sich seinen beruflichen Ambitionen widmen würde. Heute leitet er die Lehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum in Wieselburg. Anna war mit der Landwirtschaft und den Kindern ausgelastet. Sie ist heute Referentin im Bildungshaus St. Benedikt in Seitenstetten (NÖ) und bekleidet viele ehrenamtliche Funktionen in der Katholischen Aktion und der Katholischen Frauenbewegung auf diözesaner und Bundesebene.
Gemeinsam entwickeln. „Wichtig ist, dass man sich gemeinsam entwickelt“, sagt Anna. „Jeder für sich, aber auch zusammen.“ Sie sagt zu Alois, er sei ihr bester Coach. „Das Interesse muss aber auch aktiv betrieben werden. Es muss einen geben, der interessant ist, und einen, der interessiert ist.“ Er vergleicht das mit einem Fußballspiel: Auch wenn ein Zuseher noch so interessiert ist, ein Match kann für ihn interessant oder uninteressant sein. Mit der Weiterentwicklung des anderen erlebt jeder selbst eine Erweiterung des Horizonts.
Neue Begegnungen. Für Anna ist es wichtig, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die für den Partner wichtig sind und zu fragen: „Warum interessiert dich das so?“ „Das sind für mich neue Begegnungen und Erfahrungen.“ Bei ihnen wechselt das ab, wer gerade Neues einbringt. „Wenn sich nur einer weiterentwickeln würde, dann würde das auch nicht gut gehen“, so Anna Rosenberger.
Als Paar mit Gott unterwegs
- Welche gemeinsamen Werte, Grundeinstellungen, Aktivitäten, Erfahrungen und Erinnerungen machen Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin verbunden?
- Welche Wesenseigenschaften Ihres Partners/Ihrer Partnerin beeindrucken und schätzen Sie besonders?
- Nehmen Sie einige Tage bewusster als sonst durch aufmerksames Hinhören und Hinschauen wahr, was der Partner/die Partnerin sagt und tut.
- In der Mitteilung Ihrer Wahrnehmung anerkennen und bestätigen Sie den/die andere/n, zeigen Sie ihm/ihr, dass Sie an seinem/ihrem Leben Anteil nehmen, dass er/sie Ihnen wichtig ist. Dadurch vertieft sich auch Ihr gegenseitiges Interesse aneinander. Harantﶚn Welche gemeinsamen Werte, Grundeinstellungen, Aktivitäten, Erfahrungen und Erinnerungen machen Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin verbunden?
- Welche Wesenseigenschaften Ihres Partners/Ihrer Partnerin beeindrucken und schätzen Sie besonders?
- Nehmen Sie einige Tage bewusster als sonst durch aufmerksames Hinhören und Hinschauen wahr, was der Partner/die Partnerin sagt und tut.
- In der Mitteilung Ihrer Wahrnehmung anerkennen und bestätigen Sie den/die andere/n, zeigen Sie ihm/ihr, dass Sie an seinem/ihrem Leben Anteil nehmen, dass er/sie Ihnen wichtig ist. Dadurch vertieft sich auch Ihr gegenseitiges Interesse aneinander.
Impulse
Gottes Absicht leben
Jede Paargeschichte beginnt damit, dass zwei Menschen füreinander interessant sind. Anfangs fällt einem viel am Gegenüber auf, das anzieht und verbindet. Das Wesen des anderen interessiert. Interesse (inter = dazwischen, essentia = Wesen) ist das zusammenführende Dazwischen, der verbindende Geist. Man beginnt jemanden zu mögen, der einen interessiert – und Lebenspartner, die einander mögen, bleiben aneinander interessiert. Interesse zeigt sich in Aufmerksamkeit und Anteilnahme, z. B. im Hinhören, was der/die andere sagt.
Guter Geist. Es herrscht immer „ein Geist“ zwischen uns, entweder ein guter Geist, eine angenehme Atmosphäre, ein wohlwollendes Klima oder ein Ungeist, eine gespannte Atmosphäre, ein unterkühltes Klima. Das Bemühen um einen guten Geist und ein wohlwollendes Klima in der Beziehung gibt dem Heiligen Geist Wirkraum, ermöglicht seine Wirksamkeit und ist Ausdruck für die Wirklichkeit des Gottesgeistes. Darin verwirklicht ein Paar Gottes Absicht, dass Menschen einander lieben.
Lebensatem Gottes. Die Art und Weise der Wahrnehmung des Partners/der Partnerin, das Interesse an ihm/ihr, das Eingehen auf die Wesensart ist ein spiritueller Vorgang. Darin wird Göttliches, das „Zwischen-Uns“, das „verbindende Dritte“, die Liebe selbst erfahrbar. Im Interesse aneinander bewegt sich Gottes Geist zwischen uns, ist Heiliger Geist unter uns.
Franz Harant, Autor der neuen Serie „Wir zwei - ein Segen“, ist Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz, Ehe-, Familien- und Lebensberater im Zentrum BEZIEHUNGLEBEN.AT.