Essen und Trinken ist ein Geschenk Gottes, und – wie es im Jüdischen heißt: „Essen und Trinken ist eine Mitzwa, eine gottwohlgefällige Tat.“
Ausgabe: 2016/29
19.07.2016 - Helga Kohler-Spiegel
Sommer – endlich wieder Zeit, miteinander im Garten zu grillen oder auf dem Balkon zu sitzen, gemeinsam zu essen und zu trinken. Es ist nicht überraschend, dass dies schon in der Bibel wichtig war, denn Essen und Trinken ist ein Geschenk Gottes, und – wie es im Jüdischen heißt: „Essen und Trinken ist eine Mitzwa, eine gottwohlgefällige Tat.“
Gastfreundschaft
Es gibt mehrtägige Hochzeitsfeste in der Bibel, es gibt das Totenmahl, bei dem im Haus der Trauernden das Brot gebrochen und ein Trostbecher Wein getrunken wird. Es gibt überraschenden Besuch wie bei Abraham und Sara, bei dem drei unbekannte Männer, manchmal als Engel bezeichnet, den beiden die frohe Nachricht von Gott bringen, dass sie trotz des hohen Alters noch ein Kind bekommen werden (Gen 18, 1–15). Im Neuen Testament im Hebräerbrief heißt es dazu: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ (Hebr 13,2)
Die Bibel erzählt von königlichen Festbanketten, Essen und Trinken über viele Tage hinweg. Dabei kann es auch zu Konflikten kommen, wenn – wie am Beginn des Buches Ester im Alten Testament – die Königin Waschti sich weigert, dem Befehl des Königs zu folgen und vor den schon betrunkenen Fürsten und dem Volk aufzutreten. Eine spannende Geschichte zum Nachlesen: Ester 1,1–2,4.
Wer sitzt wo?
Auch das Gerangel am Tisch war schon damals bekannt, wie in Familien, unter Geschwistern, oder in Teams. Unter dem Stichwort „Der Rangstreit der Jünger“ ist in den Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas überliefert, dass die Jünger diskutieren und sich wohl auch streiten darüber, wer denn bei Jesus, und vor allem, wer im Himmel den besten Platz erhalten wird. (siehe dazu die Stellen Mk 9, 32–49; Mt 18, 1–14; Lk 9, 46–50)
Platz am Tisch
Jesu Bild für das Reich Gottes ist das Gastmahl, das gemeinsame Essen und Trinken, und alle haben Platz am Tisch. Jesus ist immer wieder bei Pharisäern eingeladen, er liegt mit ihnen bei Tisch, er diskutiert und isst mit ihnen (z. B. Lk 7,36). Jesus holt den Zöllner Zachäus an den Tisch und isst mit ihm (Lk 19, 1–10). So geschieht Veränderung, Zachäus findet zurück in die Gemeinschaft. Jesus isst mit „Zöllnern und Sündern“, Jesus sei, so wird ihm von Kritikern nachgesagt, „ein Fresser und Säufer“ (Mt 11,19).
Jesus pflegt das gemeinsame Essen bis hin zum letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Tod, ein letztes Zusammensein und bereits Vorwegnahme des Abschieds und Erinnerung. Das zeigt: Jesus ist bei den Menschen, Jesus ist mit den Menschen. Und Gemeinschaft pflegen auch wir bis heute, wenn wir miteinander essen und trinken.
Ein gottgefälliges Tun
Vielleicht mögen Sie sich daran erinnern, wenn Sie Tag für Tag das Essen vorbereiten und kochen, oder wenn Sie mit der Familie oder mit Freunden und Bekannten zusammensitzen: „Essen und Trinken ist eine Gott wohlgefällige Tat.“
Überraschendes in der Bibel Teil 3 von 3 Autorin: Helga Kohler-Spiegel Professorin für Religionspädagogik und Päd. Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg