Die Wort-Gottes-Feier ersetzt an vielen Orten die die Eucharistie. Sie ist keineswegs als "halbierte Messe". Aus der Serie "Die Vielfalt des Gottesdienstes" von Dr. Liborius Olaf Lumma, Teil 2 von 4.
Ausgabe: 2017/29
18.07.2017 - Dr. Liborius Olaf Lumma
In den meisten katholischen Pfarren ist sie mittlerweile beheimatet: die Wort-Gottes-Feier, oft auch einfach „Wortgottesdienst“ genannt (womit aber auch der erste Teil der Messe bezeichnet wird). Diese Feier ersetzt heute an vielen Orten, an denen nicht Eucharistie gefeiert werden kann, die Messe. Dabei war sie ursprünglich ganz eigenständig gedacht: In der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ regte das Zweite Vatikanische Konzil an, „Feiern des Wortes Gottes“ einzuführen. Sie sollten etwa samstags abends oder an den Abenden vor großen Festen stattfinden. Die Heilige Schrift sollte dadurch breiter ausgestreut werden: Eine Gemeinde stimmt sich durch eine feierliche Betrachtung biblischer Texte in den beginnenden Sonntag/Festtag ein. Am Tag selbst soll dann die Eucharistie umso tiefer und intensiver erfahren werden können. Am Ende fügt das Konzil an: Man kann Wort-Gottes-Feiern auch halten, wenn eine Gemeinde gar keine Möglichkeit zur Eucharistiefeier hat (weil kein Priester vor Ort ist).
Nur Ersatz?
Dies wurde im deutschen Sprachraum der häufigste Fall: Die Wort-Gottes-Feier findet statt, wenn nicht Eucharistie gefeiert werden kann. In dieser Situation öffnet die Wort-Gottes-Feier den Schatz der Bibel nicht weiter als es die Eucharistiefeier tut, sondern sie übernimmt einfach deren biblische Lesungen. Wird man also der Wort-Gottes-Feier gerecht, wenn man sie als Ersatz für die Eucharistiefeier ansieht, als „halbierte Messe“? Gewiss nicht. In seinem Wort ist Christus wahrhaft gegenwärtig, sagt das Konzil. Christus ist in der Wort-Gottes-Feier nicht weniger gegenwärtig als in der Eucharistiefeier. Andererseits wird die Eucharistie deswegen keineswegs überflüssig: Nur sie beruht auf der Stiftung Jesu. Nur in ihr kann die symbolische Hingabe der Kirche an Gott in der Darbringung von Brot und Wein zeichenhaft erfahren werden. Nur in ihr wird Wandlung erbeten für Brot und Wein und die ganze Schöpfung.
Kommunionspendung?
In aktuellen Diskussionen, wann denn nun Wort-Gottes-Feiern gehalten werden sollen und wann nicht, geht es darum, zwischen zwei Überzeugungen abzuwägen, die beide wahr sind. Erstens: Die Eucharistiefeier ist durch nichts zu ersetzen. Und zweitens: In der Wort-Gottes-Feier ist Christus wahrhaft ganz gegenwärtig. Die Wort-Gottes-Feiern für die Gemeinden zu regeln, liegt heute in der Zuständigkeit der Bischöfe, und wir täten gut daran, weder ihnen noch sonstwem böse Absicht zu unterstellen, wenn sie zur Praxis der Wort-Gottes-Feier andere Meinungen haben als wir. Eines allerdings muss gesagt werden: Die Verbindung der Wort-Gottes-Feier mit einer Kommunionspendung wird weder der Eucharistie noch dem Wort Gottes gerecht. Einerseits signalisiert man damit, man könne die Kommunionspendung jederzeit nach Belieben von der gesamten Eucharistiefeier mit Gabenbereitung und Hochgebet abtrennen; und andererseits signalisiert man, das Wort Gottes allein sei einem zu wenig für einen „richtigen Gottesdienst“. Die Wort-Gottes-Feier sollte also ohne Kommunionspendung gefeiert werden. Ausnahmen mag es allenfalls geben, wenn eine Gemeinde über längere Zeit keine Gelegenheit für die Eucharistiefeier hatte (im Mittelalter galt zum Beispiel ein Monat als gutes Maß). Vor allem aber gilt: Wo immer in einer Gemeinde das Wort der Heiligen Schrift gefeiert wird, ist Christus, das Wort Gottes, wahrhaft gegenwärtig und wird die Kirche auferbaut. «