Ausgabe: Dr. markus Lehner, Bertholdfest, Garsten, Solidarität, Entsolidarisierung, Caritaswissenschaft, Landesausstellung „Land der Hämmer“
28.07.1998 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Beim pastoralen Tag im Rahmen des diesjährigen Bertholdfestes (26./27. Juli) in Garsten referierte am 27. Juli Dozent Dr. Markus Lehner. Lehner, der Leiter der Abteilung Caritaswissenschaft an der Katholisch-Theologisch-en Hochschule Linz, führte Gedanken zum Thema „Solidarität und Entsolidarisierung“ aus. Wir baten ihn um eine Zusammenfassung.Solidarität darf nicht zu einem Modewort ohne klare Konturen verkommen. Gegen jede Verniedlichung von Solidarität muß daran erinnert werden, daß wir diesen Begriff den Kämpfen der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts verdanken. Mit dem Wandel der Arbeitswelt hat sich der Begriff von diesem Hintergrund gelöst und eine Eigendynamik entwickelt: von der Arbeitersolidarität zur Alltagssolidarität. Konnte dort Solidarität in den gemeinsamen Arbeitserfahrungen wachsen, so ist nun die entscheidende Frage zu stellen: Wo finden sich heute geeignete Biotope, in denen die Pflänzchen der Solidarität ins Bewußtsein wachsen und gedeihen können?Hier ist zunächst der Sozialstaat zu nennen, den es wieder stärker als Instrument der Solidarität ins Bewußtsein zu rücken und gegen eine Selbstbedienungs-Mentalität zu verteidigen gilt. Ein zweites Biotop sind die regionalen und lokalen Bezüge, die das Alltagsleben prägen. Initiativen der Gemeinde- und Regionalentwicklung, wie sie im Umfeld der OÖ. Landesausstellung „Land der Hämmer“ stattfinden, sind als wichtige solidaritätsfördernde Maßnahmen zu unterstützen. Schließlich sollen christliche Gemeinden Biotope der Solidarität sein, in denen Menschen im Alltag bereit sind, ihre Gaben bewußt und entschieden in den Dienst anderer zu stellen.Dr. Markus Lehner, Leiter der Abt. Caritaswissenschaft an der Kath.-Theol. Hochschule Linz