Ausgabe: Kinderweltmuseum Schloß Walchen, Villa Kunterbunt
14.07.1998 - Maria Haunschmidt
Ein Museum muß nicht fad und verstaubt sein – auch nicht für Computerkinder von heute. Ein Geheimtip ist das Kinderweltmuseum Schloß Walchen. Das im ehemaligen Meierhof des in Atterseenähe gelegenen Schlosses untergebrachte Museum feiert nächstes Jahr sein 20jähriges Bestehen. Die niedlichen Puppen und Spielsachen aller Art faszinieren besonders. Sie sind aber nur ein – ausgesprochen liebenswertes – Detail in der systematischen Darstellung der Lebenswelt der Bürger-, Bauern- und Arbeiterkinder von gestern, beginnend bei der Geburt bis hin zur Schulentlassung. Schloßherrin Dr. Eugenie Hanreich, Mutter einer 12jährigen Tochter, erfüllte sich als Volkskundeexpertin mit dem Museum einen Jugend- und Berufstraum. Es wird von einem privaten Verein getragen; man ist daher auch auf Spenden angewiesen. Bewußt will die sachkundige Museumsbetreiberin nicht „Disneykultur“ fördern, sondern unsere eigenen Kultur- und Lebensformen. „Der ist cool!“ meint ein kleines Mädchen aus NeumarktKallham angesichts eines eleganten Biedermeierkinderwagens, in dem einst Bürgerkinder von ihren Nannies chauffiert wurden. Das Mädchen feiert mit seiner Gruppe hier Jungscharabschluß. Ein türgroßer goldener Bilderrahmen steht für ein Foto bereit: Mit Kleidern von anno dazumal wird es sicher ein lustiges Bild. Es soll hier ohnehin nicht beim bloßen Betrachten bleiben. „Weg vom papierenen Lernen!“ ist das Motto von Frau Dr. Hanreich. Daher wurden für die Kids von heute passend zu jedem Thema Spielbereiche eingerichtet. Sie kommen dem kindlichen Forscher- und Bewegungsdrang entgegen. In der Villa KunterbuntEin Museums-Detektivspiel hält die Kinder in Atem. Sie setzen sich dadurch mit der Kulturgeschichte, von Erziehungsleitbildern bis Hygiene, intensiver auseinander, und sie merken sich so manches leichter und länger.Spaß macht den Kindern auch Heuhüpfen oder ein Stegreif-Kasperltheater. Ein besonderer Hit ist der Zirkus: Hier ist jonglieren, Steckenpferd reiten und balancieren möglich. Klein Tarzans können zudem unter denkmalgeschützten Lindenbäumen auf einer 22 m langen Baumschaukel hin- und herschwingen. Das kann man noch alles spielen: Kinder-Postamt, Riesenseifenblasen bilden, auf Dosen werfen, mit hohen Stelzen laufen, den Tastpfad durchwandern oder im Indianer-Zelt Winnetous Welt erleben usw. Für die Großen wird ein Stück Vergangenheit lebendig, wenn sie Spielzeug aus den verschiedenen Jahrzehnten dieses Jahrhunderts betrachten, und dabei vieles aus ihrer Kindheit entdecken. „Jö, so was habe ich auch gehabt“ gerät da manche/r in Verzückung. Während die Jungscharkinder das Gelände durchstreifen oder Pippis Langstrumpfs Villa Kunterbunt unsicher machen, grillen zwei Väter das Mittagessen – dies ist hier nach Anmeldung möglich. Die liebevoll gestaltete Kinderwelt im kleinen ist nämlich nicht nur ein ideales Ziel für Familien, sondern auch für Gruppen und Schulklassen. Für letztere werden auf Wunsch zur Ausflugs-Einstimmung und Vertiefung Unterrichtsunterlagen zugesandt, etwa über altes Spielzeug, Sport, Wohnen oder Musikinstrumente. Im Park haben auch einige Tiere vom Verein zur Erhaltung aussterbender Haustierrassen Heimat gefunden. Und wer den Kräuterpfad geht, kommt auch zu einer mehr als 400 Jahre alten Buche. So kommt man zum KinderweltmuseumPer Auto: Auf der Westautobahn bis Ausfahrt St. Georgen im Attergau. Dann Richtung Walchen. Der braunen Beschilderung folgen. Per Bahn: Entweder bis Westbahnstation-Vöcklamarkt, und man geht dann etwa 20 Minuten zu Fuß. Oder man fährt mit der Lokalbahn direkt bis Walchen. Auch von Attersee aus kann man mit dem Zug nach Walchen fahren. Etwa 5 Minuten Gehzeit bis zum Schloß.Öffnungszeiten: 1. Mai bis Ende September, täglich 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, sonst gegen Vereinbarung. Tel. 07682/6246.Auskünfte über die Tourismusregion Salzkammergut, etwa über Campingplätze am Attersee sowie Pensionen, Hotels und Sehenswürdigkeiten: bei Tourismusverband Vöcklamarkt: Tel.& Fax 07682/6385 oder Bad Ischl, Tel. 06132/269090, Fax 2690914.