Die Reformation hat Gott den Menschen nahegebracht – bis in die Tätigkeiten des Alltags. Von Luther kann man Christsein lernen.
Ausgabe: 2017/40
03.10.2017 - Matthäus Fellinger
Die Leidenschaft für Gott ist es, die Martin Luther und den hl. Ignatius von Loyola verbindet – so formulierte es P. Markus Schmidt, Ökumene-Professor in Innsbruck, beim bereits achten „Dialog Stift Schlägl“. Rund 150 Besucher/innen konnte Abt Martin Felhofer am 27. September zunächst in der Kirche bei der Vesper, dann im Vereinshaus in Aigen-Schlägl zum Dialog begrüßen.
„Von Luther lernen heißt Christsein lernen“, sieht Superintendent Gerold Lehner die Aktualität von Luthers Impulsen auch für heute gegeben. Für Luther war das ein schweres Ringen. Durch seelische Nöte, auch durch Verzweiflung hindurch hat er zu einer tiefen Gelassenheit gefunden – ab dem Punkt, da er erkannt hat: Der Gerechte lebt aus Gottes Gnade. Wir machen uns nicht selbst gerecht.
Wenn Kirchen heute nach Reformwegen suchen, so sollten sie sich an einem Grundsatz orientieren, den Luther in einem Brief 1539 formuliert hat: „Denn wir sind es doch nicht, die da könnten die Kirche erhalten; unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen; unsere Nachkommen werdens auch nicht sein; sondern der ist’s gewest, ist’s noch, wirds sein, der da spricht: ‚Ich bin bei euch bis zur Welt Ende‘.“ Das Einzige, was ein Mensch tun muss, ist, „Gott seine Liebe glauben“, fasste Lehner zusammen. Das Tun des Menschen ist Antwort auf das Heilshandeln Gottes, so P. Markus Schmidt.
Lehner zeigte auf, wie eng Martin Luther das Alltagsleben mit Gott verknüpft hat. So könnten auch Männer in Tätigkeiten wie „das Kindlein zu wiegen, seine Windeln zu waschen“ eine von Gott verliehene Würde sehen, selbst dann, wenn andere ihn dafür verspotten. „Mutig, gelassen, kämpferisch“ – das sind die Eigenschaften, zu denen Glaube fähig macht.