Wort zum Sonntag
„Singen ist gesund und macht Freude!“, habe ich mir gedacht und fleißig drauflosgesungen am Altar. Das war bei meiner Primizmesse, die ich vor mehr als 20 Jahren in meinem Heimatdorf in der Schweiz gefeiert habe. Über den Brillenrand nahm ich auf der Empore der Kirche einen ehemaligen Klassenkameraden wahr, der das Lachen fast nicht mehr zurückhalten konnte. Er war einer der drei Burschen, die wie ich im Internat vom Chorgesang befreit waren. Er eher aus disziplinären Gründen – ich, weil meine Tonleiter nur aus zwei Tönen bestand, die zudem auf dem Klavier nicht zu finden waren. Aus voller Überzeugung „sang“ ich mutig weiter. Mein liturgisches Solo endete ziemlich schräg. Im Anschluss an den Gottesdienst schenkte mir der Leiter des Volksmusik-Chors, der die Messfeier musikalisch verschönert hatte, schmunzelnd einen Gutschein für eine Gesangsstunde. Meine liturgische Solokarriere habe ich dennoch aufgegeben. Seither beschränke ich mich auf das Liedersuchen für die Gottesdienste. Beim Blättern im katholischen Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz bin ich auf ein Gebet um Humor gestoßen. Es wird Thomas Morus, dem heiligen Politiker mit Rückgrat im turbulenten England um 1500, zugeschrieben:
„Schenk mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen … Lass nicht zu, dass ich mir allzu viele Sorgen mache um dieses sich breitmachende Etwas, das sich ,Ich‘ nennt. Herr, schenk mir Sinn für Humor, gib mir die Gnade einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.“
Hoppla, ein Gebet, das sich um meine Verdauung auf allen Ebenen Sorgen macht und Humor als Weg zum glücklichen Miteinander aufzeigt! Plötzlich war mir klar, wie ich mich der „Blamage meines Solos“ hätte entziehen können: Wenn sich mein Ich der Sturheit nicht breitgemacht hätte und ich meinen Gesang unterbrochen hätte mit dem Hinweis auf meinen Kollegen aus der gymnasialen Nicht-Chor-Gruppe, der sich schon „zerkugelt vor Lachen“! Eine heitere Unterbrechung, die eine angespannte Lage humorvoll aufgelöst und die Mitfeiernden vor weiteren Misstönen bewahrt hätte – und mich vom inneren Zwang, meine fixe Idee unbedingt durchzuziehen. Damals war ich leider noch zu humorlos und dem eigenen Ich verpflichtet. Den Menschen auf Augenhöhe begegnen, offen sein für die Situationen meines Lebens und ihnen mit einem Augenzwinkern begegnen, das bedeutet für mich Humor. Gott ist ein Meister darin. Er wurde Mensch um mit uns unterwegs zu sein, wohl der größte Akt des göttlichen Humors. Wir sind eingeladen daran gläubig mitzuarbeiten.
Teil 1 von 2
mit Pater Stephan Dähler SVD
Provinzial, Steyler Missionare
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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