Wort zum Sonntag
Wie jede Religion kennt auch das Christentum moralische Prinzipien und Vorschriften. Wenn aber der Eindruck besteht, das Christentum sei ein rigides Moralsystem, dann haben wir etwas falsch gemacht.
Der christliche Glaube ist in erster Linie die Botschaft von Gott, der Ursprung und Vollendung allen Lebens ist und der seiner Schöpfung und uns Menschen nahe sein will. In Jesus Christus, so glauben wir, ist er Mensch geworden, um sich ganz in die menschlichen Geschicke einzulassen und uns aus den Verstrickungen und Verwirrungen, in die die Menschheit und jeder einzelne Mensch eingebunden ist, zu lösen – religiös gesagt: um uns zu erlösen. Wir glauben also an einen Gott, der möchte, dass unser Leben glückt.
Das Verständnis der christlichen Moral kommt aus diesem Glauben. Die Moral, so können wir sagen, ist die Antwort auf diesen Glauben. Mir fällt dabei eine Stelle im Buch Deuteronomium ein. Als Mose dem Volk Israel die 10 Gebote überreicht, erklärt er dem Volk, das gerade erst der Sklaverei in Ägypten entkommen ist: „Wenn du diese Gebote befolgst, wirst du die Freiheit, die du gewonnen hast, und das neue Leben, das dir Gott geschenkt hat, bewahren und entfalten.“ Es geht also nicht darum, etwas zu verbieten, um die Freiheit einzuschränken, oder etwas zu vermiesen, was Spaß macht, sondern darum, die Freiheit und das Leben zu schützen.
Jedes Verbot können wir auch positiv formulieren, denn es geht um den Schutz von Werten, die für das Zusammenleben und das Glücken des Lebens wichtig sind. Um ein Beispiel zu nennen: Das Verbot zu lügen schützt die Wahrhaftigkeit und Vertrauenswürdigkeit, aber auch den guten Ruf einer Person, der nicht durch Falschaussagen oder üble Nachrede zerstört werden soll. Diese moralischen Werte können alle Menschen, nicht nur Christinnen und Christen, in ihrem Gewissen erkennen.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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