Wort zum Sonntag
Eltern segnen ihre Kinder mit dem Weihwasser. Auch im Eingangsbereich der Kirchen steht ein Weihwasserbecken. Wer in die Kirche eintritt, greift ins Wasser und macht ein Kreuzzeichen. Aber warum eigentlich?
Wasser ist ein zweideutiges Symbol. Es ist ein Symbol für den Tod, da Wasser für uns Menschen keinen Lebensraum darstellt. Wir ertrinken darin. Fluten und Überschwemmungen bedrohen uns. In der Bibel steht dafür die Sintflut. Zugleich ist Wasser lebensnotwendig, denn ohne Wasser gibt es kein Leben. Wasser erfrischt, reinigt und belebt. In vielen archaischen Religionen werden die Berge als Sitz der Götter angesehen, weil von den Bergen das lebensspendende Wasser herabfließt.
Auch in der Bibel ist das Wasser Symbol für Leben und Heil. Gott will die Menschen aus den tödlichen Gefahren retten. Beim Durchzug
durchs Rote Meer erfahren die Israeliten auf der Flucht aus Ägypten, dass Gott sie rettet. Den Ägyptern bringen die Fluten den Tod, doch die Israeliten ziehen trockenen Fußes durch die Wasser.
Diese Symbolik spielt in der Liturgie der Osternacht eine zentrale Rolle und wird auf das Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu bezogen. Jesus bricht die Macht des Todes, indem er selbst den unschuldigen Tod erleidet. Bei der Taufe wird dreimal Wasser über den Kopf geschüttet: Dadurch wird jemand in den Tod Jesu hineingenommen, der drei Tage im Grab gelegen ist, um dadurch Anteil zu erhalten an der Auferstehung Jesu, am ewigen Leben.
Genau daran erinnert uns das Weihwasser! Sich mit Weihwasser zu bekreuzigen oder Weihwasser auszusprengen ist die Bitte um den Schutz Gottes in den Gefährdungen des Lebens in der Erinnerung an die Hoffnung, die uns durch die Taufe geschenkt ist! Es geht also nicht um eine magische Schutzfunktion, sondern vielmehr um das Taufgedächtnis und die Bekräftigung des Glaubens.
Pater Martin M. Lintner Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen, Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie
glaubensfrage@koopredaktion.at
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>