Wort zum Sonntag
Das jesuanische Menschenbild unterscheide nicht „zwischen Mann und Frau, Sklaven und Freien“, so KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner: „Unser Auftrag ist es, dieses Menschenbild in die Welt zu tragen – Benachteiligung und Verfügungsgewalt über Frauen, die wir in Kirche wie Gesellschaft immer wieder erleben, laufen diesem Bild zuwider.“
Für Frauen in der Kirche gehe es zunächst darum, „gegen den Verfassungsfehler in der katholischen Kirche anzugehen“, um glaubwürdig zu sein im generellen Auftreten gegen Unrechtsstrukturen bis hin zu Gewalt gegen Frauen, so Renner. Anzugehen sei gegen Biologismus bzw. die willkürliche Definition einer männlichen und weiblichen „Natur“, die, so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl, in Kirche wie Gesellschaft Unrechtsstrukturen verursachten.
KAÖ-Vizepräsidentin Brigitte Knell erinnert an die Forderung nach Zulassung von Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche: „Glaubwürdig von Gott zu erzählen, ist nicht an ein Geschlecht gebunden“.
Mehr noch, so Magdalena Bachleitner, ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreichs: „Die ausschließlich männliche Leitungsebene begünstigt neben sexualisiertem Missbrauch geschlechtsspezifische Gewalt: Frauen in der Kirche opfern sich in dem Versuch, dem kirchlichen Idealbild von Frau und Mutter zu entsprechen, selbstverständlich im Ehrenamt auf, ohne mitbestimmen zu dürfen“.
Das Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ ist ein inhaltlicher Schwerpunkt der aktuellen Arbeit der Katholischen Aktion Österreichs, die eine Vielzahl von Laienorganisationen umfasst. Der Ausschluss von Ämtern, wie ihn Frauen in der katholischen Kirche erleben, sei ein Ausschluss, der sich in eine „weltweit wirksame Kultur einreiht“, so Bachleitner. Während der Corona-Pandemie seien es die Frauen gewesen, die von vermehrt anfallender Sorgearbeit noch einmal mehr belastet worden seien als sie es ohnehin schon waren.
Kfbö-Vorsitzende Ritter-Grepl appelliert einmal mehr an die Politik, Maßnahmen zu treffen, die stereotypen Rollenbildern von Männern und Frauen entgegenwirken: „So braucht es z.B. eine Karenzregelung, die für Männer wie Frauen gleichermaßen attraktiv ist, es braucht Lohngleichheit und gleiche Chancen am Arbeitsmarkt, es braucht Männer, die sich für Care-Arbeit in der Familie in gleichem Maße zuständig sehen wie ihre Partnerinnen.“
Eine freie Wahl ihrer Lebensform sei für Frauen erst möglich, wenn diese notwendigen strukturellen und mentalen Voraussetzungen geschaffen seien.
Der Katholischen Jugend Österreich, die sich seit 2019 intensiv mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit befasst und 2022 eine einschlägige Weiterbildungs-Initiative für alle in der KJ Tätigen startet, liegt daran, „insbesondere junge Frauen zu ermächtigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich auch in der Kirche ihren gleichberechtigten Platz zu erkämpfen“. Mit ihren Handlungsweisen wolle die Katholische Jugend richtungsweisend für die gesamte katholische Kirche unterwegs sein, so Bachleitner.
Knell verweist auf zahlreiche Initiativen von Frauen in der Kirche wie „Maria Magdalena & Co“, „bleiben-erheben-wandeln“, „Maria 2.0“ oder „Myrophorinnen“, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche einsetzen: „Frauen in der Kirche erleben sich derzeit allenfalls dann als ‚systemrelevant‘, wenn es um das Funktionieren von Pfarrgemeinden geht – vom Altarwäsche-Bügeln bis zum Zimtsterne-Backen für den Weihnachtsmarkt“.
Es gebe aber keinen theologischen Grund, Frauen von Ämtern auszuschließen, so Renner.
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