Wort zum Sonntag
Nicht der geheimnisvolle Stern und schon gar nicht der hinterlistige Herodes stehen im Mittelpunkt der Geschichte von den Sterndeutern, die zu Jesus kommen und ihm huldigen. Die Erzählung aus dem Matthäusevangelium beschreibt vielmehr in komprimierter Form, welchen Bedeutung Jesus hat: Sein Wirken geht über das Volk Israel hinaus und lässt auch alle „Heiden“ am Heil Gottes teilhaben. Doch hat von Anfang an nicht nur diese Kernbotschaft die Leser/innen interessiert, sondern auch die Details der Erzählung. Vor allem der „Stern über Betlehem“ bewegte und bewegt zum Nachdenken und Nachrechnen.
Keinen Anhaltspunkt im astronomisch fassbaren Geschehen haben Erklärungsversuche der Sterndeuter-Geschichte, die einen Kometen oder eine Supernova (einen explodierenden Stern) ins Spiel bringen. Anders ist es mit der Konjunktion (Begegnung) der Planeten Jupiter und Saturn im Jahre 7 vor Christus. Johannes Kepler hat im 16. Jahrhundert als Ergebnis seiner Berechnungen auf die dreimalige Konjunktion der beiden Planeten im Laufe eines Jahres hingewiesen. Der bis 1978 an der Universität Wien lehrende Astronom Konradin Ferrari d‘Occhieppo hat diese Theorie weiterentwickelt und so manche Verständnisschwierigkeit ein wenig geglättet. Durch die ganze Geschichte hindurch ist bekannt, dass die Babylonier Meister in der Planetenbeobachtung waren. Im Gebiet des heutigen Irak wurde ein Tontafel-Archiv mit astronomischen Informationen gefunden, eine Keilschrift-Tafel weist sogar das Jahr 7 vor Christus wegen der Planetenkonjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische als herausragendes „astronomisches“ Jahr aus. Der Planet Jupiter stand in Babylon für den höchsten Gott, der Saturn galt auch als Planet des jüdischen Volkes und das Sternbild der Fische bedeutete „Land im Westen“. Die Sternenkonstellation eröffnete für die Experten in Babylon, die auch nach der Bedeutung der Himmelsphänomene fragten, eine spannende Perspektive: „im Land der Juden“ ist ein König geboren. Wenn man die Planeten-Konjunktionen mit Jesus in Zusammenhang bringt, kann man auf jeden Fall treffend seine Besonderheit beschreiben.
P. Christoph Gerhard, Mönch und Astronom, resümiert die Debatten um den Stern von Betlehem: „Der Text lädt uns ein, uns selbst auf die Suche nach dem wahren König des Lebens zu machen.“ Dass sich Jupiter und Saturn „begegnen“, war im Jahr 7 vor Christus kein einmaliges Geschehen, in dieser Intensität geschieht es aber nur etwa alle 800 Jahre. Weniger spektakuläre, aber trotzdem fasziniernde Konjunktionen ereignen sich alle zwanzig Jahre. Darum lohnt es sich am 21. Dezember 2020 - auch bereits ein paar Tage davor ist möglich - am frühen Abend Richtung Südwesten zu schauen und nach den „verschmolzenen“ Sternen zu suchen. «
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