Wort zum Sonntag
Nach einigen Jahren als Kaplan stand Johannes Marböck vor einer Entscheidung. Er musste wählen zwischen Landjugendseelsorger und Bibelstudium. Beides hätte seinen Reiz gehabt. Dass er schließlich eine biblische Spezialausbildung in Rom und Jerusalem gewählt hat, darüber ist er heute noch froh: „Es war das Richtige.“ Dem werden vermutlich die Generationen von Theologiestudierenden zustimmen, denen Marböck von 1970 bis 2003 in Linz und Graz das Alte Testament erschlossen hat. Viele von ihnen konnte er auch für sein Spezialgebiet, die Weisheitsliteratur, begeistern. Aus wissenschaftlicher Sicht war der Auftrag, die Revision der Einheitsübersetzung für die Weisheitsbücher zu begleiten und zu verantworten, der Höhepunkt seiner Karriere. Aber die Verkündigung steht für Marböck stets auf der gleichen Stufe: „Ich habe mein ganzes Leben im Sonntagsgottesdienst gepredigt.“ In Graz, in seiner Heimatpfarre Natternbach und nun bei den Kreuzschwestern in Linz, wo er wohnt und Kirchenrektor ist, und auch bei den Karmelitinnen. „Predigt ist Arbeit, je älter ich werde, umso mehr“, betont er. Er müht sich, in seiner Verkündigung so zu sprechen, dass die Leute sich persönlich vom Text der Bibel angesprochen fühlen. Über das Alte Testament predige er öfter als über das Neue, erzählt er, weil sich hier das Geheimnis Gottes mit seinen vielen Seiten und das ganze Menschsein mit seinen Sorgen, Nöten und Trost besonders zeige. Er sagt aber klar und nüchtern: „Glaube ist eine Herausforderung. Seit 90 Jahren bin ich unterwegs in der Hoffnung.“ Mit im Hoffnungsgepäck hat er die Psalmen. Sie sind seine treuen Begleiter. „Ich kann mehr Psalmen auf Hebräisch auswendig als auf Deutsch.“ Auch beim täglichen Breviergebet betet er die Psalmen auf Hebräisch. Das Faszinierende an den Psalmen ist für ihn der Weg, den das Buch vom Psalm 1 bis 150 zurücklegt: über Klage, Vertrauen und Dank hin zum großen Halleluja am Ende.
Wort zum Sonntag
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