Wort zum Sonntag
BILDTEXT:
Der evangelische Theologe Klaus Schacht (links) hat im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 2. Juni 2022 die „Jenaer Kampfbibel“ (im Bild) vorgestellt. Klara Porsch vom Bibelwerk Linz hat die Schau gestaltet. Sie sagt zu den Bibelausgaben: „Auch 500 Jahre nach der ersten Lutherübersetzung, bleibt das Projekt einer Volks-sprachigen Bibel unabgeschlossen.“
Den Grundstock der Ausstellung zum „Buch der Bücher“ bildet eine Sammlung von rund 300 unterschiedlichen deutschprachigen Bibelausgaben, die Helga Lang aus Attnang den Veranstaltern zur Verfügung gestellt hat. Ihr Mann war begeisterter Bibel-Sammler und hat diese Schätze zusammengetragen.
Aus dieser einzigartigen Bibel-Bibliothek sticht die „Jenaer Kampfbibel“ hervor. Sie ist das älteste und mit Abstand wertvollste Exemplar, das bei dieser Schau zu sehen ist. Herzog Friedrich der Mittlere von Jena war der Überzeugung, dass das Luthertum in Wittenberg verraten wurde und verstand sich als Kämpfer für das wahre Luthertum. Als Bezugspunkt für die Rechtgläubigkeit ließ er 1564 eine Bibelausgabe veröffentlichen, die den Anspruch erhob, dass in ihr sämtliche Korrekturen und Erläuterungen, die Martin Luther von 1522 bis zu seinem Tod 1546 an seiner Bibelübersetzung durchgeführt hatte, aufgenommen wurden. Diese endgültige und letztgültige „Lutherbibel“ sollte der Ausgangspunkt für die innerprotestantischen theologischen Auseinandersetzungen sein, die zu dieser Zeit mehr Kämpfe als zivilisierte Dispute waren. Das führte auch zur Bezeichnung „Jenaer Kampfbibel“. Doch diese konnte sich nicht ansatzweise gegen die in Wittenberg gedruckten Bibelausgaben durchsetzen. Das ambitionierte Projekt des Herzogs wurde auch zum wirtschaftlichen Fiasko, da er für die aus 1500 Bibeln bestehende Auflage finanziell gebürgt hatte, aber kaum Exemplare verkauft wurden. Heute sind drei Exemplare dieser kirchenpolitisch einzigartigen Bibelausgabe bekannt, zwei in deutschen Sammlungen und die dritte zum Anschauen im Maximilianhaus.
In der Ausstellung sind neben einer Torarolle aus dem 19. Jahrhundert zwei – wertvolle – Faksimile-Ausgaben von Bibeln zu sehen: zwei Bände der Wenzelbibel mit einer Übersetzung ins Prager Deutsch. Diese Prachthandschrift wurde rund hundert Jahre vor der Lutherbibel erstellt. Auch die Reproduktion einer Gutenberg-Bibel kann man anschauen. Auf weiteren Tischen sind Bibeln unter thematischen Gesichtspunkten zusammengestellt: ökumenische Bibelübersetzungen, Revisionen von Übersetzungen, Ausgaben aus dem 19. Jahrhundert und illustrierte Bibeln – alles in allem eine anregende Schau, die schlussendlich nach der eigenen Bibel greifen lassen soll.
Die Ausstellung „Buch der Bücher“ ist bis 17. Juni 2022 im Maximilianhaus zu besichtigen. Mo – Sa von 8 bis 11.30 Uhr, dienstags auch von 17 bis 19 Uhr; Tel. 07674 665 50
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