Wort zum Sonntag
Sie sind als Seelsorgerinnen aktiv, arbeiten in Pfarren, Kliniken, an Universitäten, in Altenheimen und Jugendzentren. Sie engagieren sich in Pfarrgemeinderäten, betreuen Seelsorgeteams und machen Büroarbeit. Die Liste der Tätigkeiten, die Frauen in der Kirche ausführen, ließe sich beliebig fortsetzen. Vieles davon passiert ehrenamtlich und im Hintergrund. Die Frauenkommission der Diözese Linz (ein bischöfliches Gremium, das die Interessen aller Frauen in der katholischen Kirche Oberösterreichs vertritt) will mit dem Fotoprojekt „Die Kirche ist weiblich“ dieses vielfältige Engagement vor den Vorhang holen. Neben konkreten Personen sollen auch Berufsgruppen und bestimmte Handlungen vorgestellt werden, erklärt Magdalena Welsch, Frauenbeauftragte und Referentin für Gleichstellung in der Frauenkommission: „Den katholischen Jahreskreis bilden wir im Projekt ebenso ab wie außergewöhnliche Anlässe und besondere Projekte.“
Vor einigen Jahren gab es schon einmal ein Projekt, bei dem Seelsorgerinnen aus verschiedenen Bereichen porträtiert worden sind. Anlass dafür war, dass es schlicht keine solchen Bilder gab. Mit dem aktuellen Projekt wird die Idee nun ausgeweitet, um die Arbeit von Frauen in den Bereichen Seelsorge, Bildung, Verwaltung, Caritas und Ehrenamt sichtbar zu machen. Magdalena Welsch findet, das sei wichtig, denn: „Die Kirche ist keine Insel der Seligen inmitten einer Gesellschaft, in der Verrohung und Diskriminierung auf dem Vormarsch sind. Wer behauptet, Frauen seien eh schon gleichberechtigt, setzt sich offenbar ungern mit statistisch erhobenen Daten auseinander: Österreich hat den zweithöchsten Gender-Pay-Gap aller 27 EU-Länder, Frauen verdienen laut Eurostat 18,4 Prozent weniger als Männer. Wir haben uns in der Diözese Linz zum Ziel gesetzt, als Kirche nah bei den Menschen zu sein und wirksam in der Gesellschaft, da müssen wir hinschauen.“
Eine der Porträtierten ist Bianka Payerl, Seelsorgerin in der designierten Pfarre Raum Wels. Ihr gefällt die Idee, „der Welt zu zeigen, was wir tun“, denn immer wieder werde sie auch selbst gefragt, was eigentlich ihre genauen Aufgaben seien. Sie sieht Frauen als „gleichwertigen Teil dieser Kirche, auch wenn uns nicht alle Ämter zugestanden werden“. Blickt man auf die ehrenamtliche Tätigkeit und die Tatsache, dass es immer weniger Priester gibt, seien schon längst Fakten geschaffen worden. Ohne Frauen würde vieles so nicht funktionieren. Auch wenn Frauen oft eine andere Sicht auf Dinge hätten und die Botschaft des Evangeliums vielleicht anders vermitteln (können), brauche die Kirche Männer und Frauen, die gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Auch wenn Kirche oft als veraltet und männlich dominiert wahrgenommen wird, kann sie eine attraktive Arbeitgeberin auch für Frauen sein, sagt Elfriede Koblmüller. Als Beispiel gibt sie an, dass „wir vor fast 25 Jahren als erste Diözese in Österreich einen Kollektivvertrag hatten. Früh schon haben wir mit höheren Einstiegsgehältern und einer flacheren Lebensverdienstsumme und anderen arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen dafür gesorgt, etwa den Gender-Pay-Gap hintanzuhalten oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu unterstützen.“ Koblmüller wurde ebenfalls im Rahmen des Projektes „Die Kirche ist weiblich“ porträtiert und ist Leiterin des Fachbereichs Personalverwaltung und Dienstrecht.
Bianka Payerl will jungen Frauen oder Mädchen Mut machen, die mit dem Gedanken spielen, sich in der Kirche zu engagieren oder in einem kirchennahen Betrieb tätig zu sein: „Macht es einfach, die Kirche braucht euch. Die Botschaft des Evangeliums ist es wert, dass man sie lebt und ins Heute übersetzt. Und wer kann das besser als junge Menschen?“
Das Fotoprojekt kann mit der Darstellung von sich engagierenden Frauen in zahlreichen Rollen in der Kirche inspirieren: „Man kann sich selbst viel eher einen Weg vorstellen, wenn eine mir ähnliche Person ihn bereits beschritten hat“, sagt Magdalena Welsch. Nicht zuletzt gehe es auch um Wertschätzung, egal ob es sich um die Tätigkeiten einer Sekretärin oder Uniprofessorin handle: „Wir alle setzen unsere Talente für eine christliche, gerechtere Welt ein, hierarchisches Geplänkel hat da keinen Platz.“ Dem Ehrenamt soll jenes Rampenlicht geboten werden, das ihm gebühre.
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