Wort zum Sonntag
Gibt es einen Unterschied zwischen eurer Teenagerzeit und der heutigen, was die Themen und Probleme betrifft?
Jakob Winetzhammer: Eigentlich sind es im Großen und Ganzen die gleichen Themen und Probleme, die wir früher gehabt haben, würde ich sagen.
Robin Tachella: Allerdings hat die heutige Jugend in den signifikanten Entwicklungsjahren die Covid-Krise mitgemacht. Teilweise sind schon Probleme bei den Jugendlichen da, wenn es darum geht, soziale Kontakte zu schließen. Da habe ich das Gefühl, dass es manchmal ein bisschen Aufholbedarf gibt.
Wie legen Sie die Rolle als Jugendleiter an?
Winetzhammer: Es passiert öfters, dass Leute die Probleme und Themen der Jugendlichen für nicht wichtig halten, nur weil sie jünger sind. Das wollen wir anders machen und ihnen offen und auf Augenhöhe begegnen. Wir orientieren uns an den Lebenswelten der Jugendlichen und möchten ihnen die Möglichkeit bieten, das Pfarrleben aktiv mitzugestalten.
Wie wichtig ist das Kirchliche bzw. Katholische in der Jugendarbeit der Pfarre Mühlviertel-Mitte?
Tachella: Es gibt teilweise die Vorstellung, dass man es sich verdienen muss, wenn man bei der katholischen Kirche oder der katholischen Jugend dabei sein möchte: Indem man vielleicht besonders viel betet und viel in der Kirche ist. Wir messen Jugendliche aber nicht daran, wie katholisch sie sind und ob sie dadurch einen Anspruch auf irgendwelche Leistungen haben. Wir sehen Jugendarbeit als diakonische Leistung, die Jugendlichen einfach als Sozialleistung zugutekommen soll.
Winetzhammer: Die katholischen Werte werden aber sehr wohl auf unseren Jugendevents und bei unseren Angeboten gelebt. Wir versuchen das bestmöglich vorzuleben, würde ich sagen. Da gibt es kein Ausschließen, da gibt es keine Diskriminierung. Wir respektieren einander und gehen wertschätzend miteinander um.
Welche Angebote gibt es für Jugendliche in der PfarreMühlviertel-Mitte?
Tachella: Das ist wirklich sehr vielfältig. Zum einen gibt es bei uns eben das Jugendzentrum in Treffling, in dem ich auch einen Teil meiner Anstellung habe. Die Veranstaltungen, die wir in der Pfarre machen, reichen von Sommercamps über Bubble Soccer und die Gestaltung des Jugendsonntags bis hin zur Nacht der 1.000 Lichter. Das ist aber nur ein Ausschnitt des gesamten Angebots.
Winetzhammer: Ja, und mittlerweile haben wir angefangen, ein bisschen über die Ländergrenze hinauszuschauen und internationale Begegnungen zu fördern. Ich war etwa im Rahmen eines EU-Programms erst letzte Woche mit einer Gruppe von vier Jugendlichen in Estland. Wir haben dort Leute aus allen möglichen Ländern getroffen, zum Beispiel aus Italien, Portugal und Spanien. Das ist ein großartiges Format für junge Menschen, weil sie viel voneinander lernen können.
Sie bezeichnen die Jugendlichen in den Pfarren als einen Schatz, den es bestmöglich zu bewahren gilt. Wie kann das passieren?
Winetzhammer: Wir wollen nichts aufzwingen, sondern eben schauen, was die Jugendleiter:innen oder die Jugendgruppen selbst für Ideen und Wünsche haben, und das wollen wir bestmöglich fördern und mit ihnen gemeinsam umsetzen. Immer wieder werden wir von ihren fantastischen Ideen beeindruckt.
Was ist mit Jugendlichen, die vielleicht etwas aus der Reihe tanzen oder als schwierig gelten: Wie gehen Sie mit denen um?
Tachella: Ich glaube, es ist generell notwendig, jungen Menschen Vertrauen entgegenzubringen. Besonders wichtig ist das bei Jugendlichen, die öfter irgendwo auffällig sind. Oft ist die erste Reaktion, dass man sie ausgrenzt. Aber gerade bei solchen Jugendlichen ist es wichtig, dass man ihnen umso mehr Aufmerksamkeit schenkt.
In der Diözese Linz arbeiten 70 hauptamtliche Mitarbeiter:innen in der Jugendpastoral. Ein positiver Trend ist der Zuwachs an neuen Mitarbeiter:innen. Im letzten Jahr haben 16 Personen in der Jugendarbeit begonnen.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Robin Tachella ist Jakob Winetzhammer für die Jugendarbeit in der neu gegründeten Pfarre „Mühlviertel-Mitte“ zuständig. Während Robin Tachella die FH für Soziale Arbeit absolviert hat, studiert Jakob Winetzhammer neben seiner Tätigkeit in der Diözese Linz Englisch und Geschichte auf Lehramt. Beide kennen sich übrigens bereits aus Schulzeiten, sind im Linzer Peuerbach-Gymnasium schon in die gleiche Klasse gegangen.
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