Der zweigruppige Pfarrcaritas-Kindergarten in Linz-Pichling ist im Prinzip zu 90 bis 100 Prozent ausgelastet. „In meiner Gruppe sind derzeit alle 23 Kinder da“, erklärt Michaela Obereigner, Leiterin des Kindergartens. Die Kindergartenpädagogin sieht die Situation mit gemischten Gefühlen. Grundsätzlich sei der Kindergarten für alle Kinder wichtig – unabhängig von der Berufstätigkeit der Eltern. Nicht nur der Betreuungsbedarf spiele eben bei der Nutzung des Kindergartens eine Rolle. „Die Entwicklung sozialer Kompetenzen erfolgt im Kontakt mit Gleichaltrigen“, sagt Obereigner. Insofern sei die volle Auslastung nicht nur negativ zu betrachten.
Was die Hygienemaßnahmen betrifft, sind die Herausforderungen für ihren Kindergarten aber groß, meint Obereigner. „Wir sind tagtäglich im engen Kontakt mit den Kindern.“ Natürlich tue man, was man könne, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Auch im Winter seien die Kinder zweimal am Tag für längere Zeit im Garten, weil das Virus im Freien nicht so leicht übertragen wird.
Besonders schwierig ist die Situation, wenn die Kinder in der Früh gebracht werden. Da die Eltern aufgrund der Coronabestimmungen das Haus nicht betreten dürfen, müssen die Kinder an der Eingangstür abgegeben werden. „Die Pädagoginnen und Helferinnen helfen in der Garderobe, was aber natürlich zeitaufwendig ist und Ressourcen bindet.“ Außerdem leide die direkte Kommunikation zwischen Pädagog/innen und Eltern aufgrund dieser Situation. Erleichterung würde es verschaffen, meint Obereigner, wenn die Eltern zumindest für kurze Zeit mit FFP2-Masken in die Garderobe kommen könnten. Denn immerhin sei der Schutz durch diese Masken viel stärker als es bei dem vorher gebräuchlichen Mund-Nasenschutz der Fall war.
Klare Regelungen erhofft sie sich nicht nur diesbezüglich von der Politik. Der Idee, einen Schichtbetrieb im Kindergarten einzuführen, könnte Obereigner etwas abgewinnen. Bei so einem Modell würden die Kinder nicht an allen Tagen in den Kindergarten kommen, damit sich nicht täglich 23 Kinder und zwei Erwachsene stundenlang in einem Raum aufhalten. „Das wäre epidemiologisch betrachtet vermutlich sinnvoll“, meint Obereigner vor allem in Hinblick auf die leichter übertragbare Coronavirusmutation. „Das kann aber nur von der Politik verordnet werden, das können nicht die einzelnen Kindergärten entscheiden.“ Die Pädagogin findet überhaupt, dass die Politik die Kindergärten lange Zeit vernachlässigt habe. Zu spät habe man Antigen-Schnelltests, die die Pädagog/innen zuhause durchführen können, bestellt. Tatsächlich können die Tests erst diese Woche zum Einsatz kommen. „Wir müssen dann aber immer noch einmal in der Woche zu den Corona-Teststationen fahren, weil die Selbsttests nicht anerkannt werden“, kritisiert Obereigner. Für sie ist diese Vorgangsweise zu umständlich.
Auch für Edith Bürgler-Scheubmayr, Geschäftsführerin der Caritas für Kinder und Jugendliche, ist das häufige Testen der Pädagog/innen jedenfalls der sinnvollste Weg, das Infektionsgeschehen in den Kindergärten unter Kontrolle zu halten. „Wir müssen das Mögliche tun, um dem Schutzbedürfnis von Kindern und Personal so gut es geht zu entsprechen“, meint sie. Sie würde es begrüßen, wenn es eine Möglichkeit geben würde, auch die Kinder zu testen. Ebenso sollten die Angestellten in elementaren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen im Impfplan als vorrangige Zielgruppe mitgedacht werden. Bürgler-Scheubmayr: „Eine Impfung in einer Phase gemeinsam oder sogar vor den Lehrerinnen und Lehrern wäre sinnvoll.“
Der Idee, bei Arbeit mit den Kindern durchgängig auf FFP2-Masken zu setzen, kann sie unterdessen wenig abgewinnen. „Die Kinder müssen die Mimik der Kindergartenpädagoginnen sehen. Das ist für ihre emotionale Entwicklung wichtig.“ Einem möglichen Schichtbetrieb in den Einrichtungen steht sie eher skeptisch gegenüber: „Das ist keine optimale Lösung. Die Kinder brauchen Kontinuität.“ Sie appelliert aber dennoch an die Eltern, zu überlegen, ob eine Betreuung in der Einrichtung an allen Wochentagen immer erforderlich ist. «
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