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Es war kurz vor Weihnachten im Jahr 2018. Bei der Lektüre der KirchenZeitung wurde Alfred Schwarz stutzig: In der CD-Besprechung über musikalische Schätze aus dem Stift Wilhering stolperte er über den Satz: „Pernsteiners Leben ist gut dokumentiert. Er wirkte in jungen Jahren als Organist in Hellmonsödt ...“ Schwarz, selbst Organist in Hellmonsödt und Lehrer in Linz, erinnerte sich, dass er vor langer Zeit einmal handgeschriebene Noten in einer Bananenschachtel am Dachboden des Pfarrhofs entdeckt und dort gelassen hatte. In den Weihnachtsferien machte sich Alfred Schwarz wieder auf den Weg ins Dachgestühl, bei eisigen Temperaturen entdeckte er die Noten und schnell war klar: Sie sind von Matthias Pernsteiner, dem seinerzeit berühmten Komponisten. Dieser lebte von 1795 bis 1851 und war in ganz Europa bekannt. Er wirkte nicht nur mehrere Jahre in Hellmonsödt, sondern auch in Wilhering, Salzburg und Kufstein. Er hinterließ 450 Werke. Einige davon hat er offensichtlich in Hellmonsödt gelassen, wie sich nun herausstellte. Dort sind die Schätze in Vergessenheit geraten. „Was bringst du denn da nach Hause?“, wurde Alfred Schwarz von seiner Frau gefragt, als er mit dem 200 Jahre alten Noten-Paket ins Wohnzimmer spazierte. Schwarz tat das einzig Richtige: Er kontaktierte Ikarus Kaiser, Stiftsorganist im Stift Wilhering sowie Musikwissenschafter, und erzählte ihm von seinem Fund. Ein Treffen wurde vereinbart, die Noten gesichtet: Die handgeschriebenen Kompositionen waren im offiziellen Werkverzeichnis noch nicht erfasst, wie Recherchen von Ikarus Kaiser ergaben. Kaiser hat sich intensiv mit Pernsteiners Leben und Werk beschäftigt. Daher musste nach dem Fund das Werkverzeichnis neu geschrieben werden. Das „Opus 1“ ist nun nicht aus Wilhering, sondern aus Hellmonsödt.
Neu dazugekommen sind vier Messen, drei „Tantum ergo“, sowie zwei Graduale. Sie sind nun in der Online-Datenbank des „Internationalen Quellenlexikons der Musik“ katalogisiert. Die handgeschriebenen Noten lagern jetzt bei Alfred Schwarz zu Hause. Damit die Werke einmal aufgeführt werden können, müssen sie zuerst digitalisiert werden. „Vielleicht schaffen wir das“, sagt Alfred Schwarz. Dann könnte sogar eine Uraufführung in Hellmonsödt erklingen. Famos!
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