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„Das wird großartiges Fernsehen“, sagte Donald Trump gegen Ende des zum Eklat gewordenen Treffens mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vergangene Woche. Vom Fernsehen verstehen beide Politiker etwas: Trump erhöhte seine Bekanntheit durch die Moderation der Reality-Sendung „The Apprentice“ (etwa: „Der Lehrling“). Und Selenskyj spielte in der Serie „Sluha narodu“ („Diener des Volkes“) einen Lehrer, der eher unfreiwillig Präsident der Ukraine wird – bevor Selenskyj selbst tatsächlich Präsident wurde.
Ich verstehe vielleicht nicht so viel vom Fernsehen. Aber „großartig“ war die aus dem Ruder gelaufene Diskussion im Oval Office sicher nicht. Sie hat dennoch sehr viel Aufmerksamkeit erhalten – und genau das meinte Trump wohl mit seiner Bemerkung.
Das wird vor allem einen freuen: Wladimir Putin. Denn Hand aufs Herz: Wie viel Aufmerksamkeit bekommt der russische Machthaber? Und wie viel Aufmerksamkeit müsste man ihm, dem Aggressor, eigentlich widmen, damit all die Gewalt, die auf sein Konto geht, nicht der Vergessenheit anheimfällt?
Die menschliche Aufmerksamkeit ist von Natur aus offenbar wie ein Fähnchen im Wind: von heißer Luft leicht beeinflussbar. Will man sie sinnvoll nutzen, muss man sie trainieren. Oft zahlt sich Aufmerksamkeit gerade bei jenen aus, die sie nicht haben wollen.
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