ist Jugendseelsorger der Diözese Feldkirch.
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So spricht Gott, der Herr: Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der HERR der Heerscharen. Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Walker. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem HERRN die richtigen Opfer darbringen. Und dem HERRN wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.
Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle aus Einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen; und ferner: Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat. Da nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen, um durch den Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren. Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hohepriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn da er gelitten hat und selbst in Versuchung geführt wurde, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.
Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Símeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, sagte mir kürzlich ein Freund. Er erzählte von einer Entscheidung, die ihn auf neue Wege gebracht hatte. Noch etwas kommt mir in den Sinn: Jemand hat einmal Frömmigkeit mit Blattgold verglichen. Es glänzt schön, aber dahinter verbirgt sich nichts als Rost und Schmutz.
Simeon und Hanna: Zwei Menschen, die voller Hoffnung und Sehnsucht im Tempel auf den Messias warten. Prächtiges Gebäude. Mächtige Institution. Reiche Tradition. Was davon ist nur Blattgold? Glänzende Fassade und nichts dahinter? Wo ist das echte Gold?
Ein weiteres Bild: Ich sitze in meinem Wohnzimmer vor der Christusikone, die mir gute Freunde zur Priesterweihe geschenkt haben. Der Hintergrund ist mit Blattgold gestaltet. Mitten aus all dem Gold heraus schaut Jesus mich fragend an.
Heute scheint vieles so wichtig. Arbeitskreise, Sitzungen, Termine. Viele Worte, viele Ikonen, Bilder und Ideale, die uns leiten. Was davon ist echt und führt zum wahren Licht? Wir feiern „Darstellung des Herrn“: Gott zeigt sich konkret, persönlich, menschlich, in einem Kind. Simeon und Hanna haben gewartet und gefunden: Ein Licht für alle Menschen, ein göttliches Licht im Kleinen und im Persönlichen, das schöner und größer ist als der herrlichste Tempel.
Zum Weiterdenken
Blattgold und echtes Gold: Damals im Tempel, heute in unserer Kirche und bei mir persönlich.
„Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht.“ Wo sind meine Tempel – im Großen und im Kleinen, im Äußeren und im Inneren?
„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, in Frieden scheiden.“ Jesus Christus zu suchen und auf ihn zu warten, macht wirklich zufrieden. Ich meditiere diesen Satz, zum Beispiel auch am Ende des Tages beim Abendgebet?
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