ist Jugendseelsorger der Diözese Feldkirch
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Gott gab den Menschen seine Gebote und Vorschriften. Wenn du willst, wirst du die Gebote bewahren und die Treue, um wohlgefällig zu handeln. Er hat dir Feuer und Wasser vorgelegt, was immer du erstrebst, danach wirst du deine Hand ausstrecken. Vor den Menschen liegen Leben und Tod, was immer ihm gefällt, wird ihm gegeben. Denn groß ist die Weisheit des Herrn, stark an Kraft ist er und sieht alles. Seine Augen sind auf denen, die ihn fürchten, und er kennt jede Tat des Menschen. Keinem befahl er, gottlos zu sein, und er erlaubte keinem zu sündigen.
Wir verkünden Weisheit unter den Vollkommenen, aber nicht Weisheit dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt, die einst entmachtet werden. Vielmehr verkünden wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung. Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt; denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Uns aber hat es Gott enthüllt durch den Geist. Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein. [...] Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. [...] Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht. [...] Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.
Langfassung: Matthäus 5,17–37
„Ich möchte gerne etwas über die zehn Angebote Gottes erfahren“, meint ein Schüler im Religionsunterricht. „Du bist aber schon ein bisschen blöd“, antwortet sein Klassenkollege, „das sind doch die zehn Gebote und nicht die zehn Angebote Gottes.“
Die „Angebote Gottes“? So blöd ist das gar nicht, denke ich mir. Gott ist kein kleinlicher Moralist. Wir müssen nicht brav sein, damit Gott uns liebt, sondern es ist anders herum: In Gottes Liebe leben wir, sie ist unverdientes Geschenk von Anfang an. Ein wunderbares Angebot Gottes, und das gratis. Wir können Gottes Angebot annehmen und dann seine Liebe weiterschenken.
Auf den ersten Blick scheint das heutige Evangelium diesem Gedanken nicht zu entsprechen. Jesus kommt mit einem hohen moralischen Anspruch daher.
Ein Schlüsselwort des Evangelisten Matthäus hilft mir weiter: Die Gerechtigkeit. Eure Gerechtigkeit muss weit größer sein als die
der Pharisäer und Schriftgelehrten, sagt Jesus.
Ist dieses „mehr an Gerechtigkeit“ rein quantitativ zu verstehen? Dann ist es ein sehr hoher Anspruch, an dem wir doch sehr leicht scheitern. Vielleicht ist es qualitativ gemeint: Es geht um die Gerechtigkeit Gottes und die Gerechtigkeit Jesu, die ganz anders sind als unsere Gerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit ist verbunden mit dem Angebot seiner Liebe und seiner Barmherzigkeit. Das befreit von menschlichem Leistungsdenken. Angebot vor moralischem Anspruch: Das nimmt die Angst weg, an der Moral zu scheitern.
Zum Weiterdenken
Welches Angebot Gottes hören Sie heute aus dem Wort Gottes heraus?
Welches der „Angebote Gottes“ interessiert Sie besonders?
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