ist Jugendseelsorger der Diözese Feldkirch
Den Autor erreichen Sie unter:
sonntag@koopredaktion.at
Der HERR sprach zu Mose: Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten und sag zu ihnen: Seid heilig, denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig. [...] Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Mitbürger zurecht, so wirst du seinetwegen keine Sünde auf dich laden. An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der HERR.
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr. Keiner täusche sich selbst. Wenn einer unter euch meint, er sei weise in dieser Welt, dann werde er töricht, um weise zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List. Und an einer anderen Stelle: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen; er weiß, sie sind nichtig. Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch; Paulus, Apollos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: Alles gehört euch; ihr aber gehört Christus und Christus gehört Gott.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin! Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel! Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm! Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab! Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Seid also vollkommen, wie euer himmlischer
Vater vollkommen ist!
Die andere Wange hinhalten? Freiwillig dorthin gehen, wohin ich nicht will? Geht’s noch? Also wirklich: Irgendwo muss doch Schluss sein. Echt heftig, was Jesus uns zumutet. Mir kommen Begegnungen mit Menschen in den Sinn, die – aus welchen Gründen auch immer – weniger oder keinen Kontakt mit der Kirche suchen. Hat das, was Jesus sagt, in solchen Begegnungen etwas zu bedeuten? Ein gewagtes Experiment, aber lassen Sie es mich versuchen.
Die andere Wange hinhalten: Einkehrtag für Firmlinge vor zwei oder drei Jahren. Ein Jugendlicher provoziert mit seinem Verhalten. Kürzlich treffe ich ihn, und er sagt, es habe ihn beeindruckt, dass ich damals ganz ruhig geblieben sei. Ich muss schmunzeln und denke mir, wenn ich mich von jedem Pubertierenden gleich provozieren ließe, dann hätte ich ja schon längst aufgegeben. Sich nicht provozieren lassen, den Zeigefinger nicht erheben, sich nicht empören: Das kann manchmal ganz schön herausfordernd sein. Und ganz schön verrückt. Aber oft ist es genau das, was Menschen bewegt und verändert.
Eine Extra-Meile mitgehen: Ich lade einen jungen Mann zu einem Jugendgottesdienst ein. Er fragt: „Ich bin aus der Kirche ausgetreten, darf ich trotzdem kommen?“ Herzlich willkommen, sage ich, und frage später freundlich nach, warum er eigentlich ausgetreten ist. Schon verrückt: Der Austritt als Grund, ins Gespräch zu kommen und in Verbindung zu bleiben. Dieser junge Mann musste erst austreten, um dann wieder willkommen geheißen zu werden. Ich bleibe in Kontakt mit denen, die erst nachfragen, ob sie eh kommen dürfen. Ein Weg, der manchmal verrückt und oft sehr anstrengend ist. Aber vielleicht ist das die zweite Meile, von der Jesus spricht?
Zum Weiterdenken
Mit wem werden Sie nächste Woche eine zweite Meile mitgehen?
ist Jugendseelsorger der Diözese Feldkirch
Den Autor erreichen Sie unter:
sonntag@koopredaktion.at