lehrt und forscht als Philosophin an der Theologischen Fakultät Innsbruck.
Die Autorin erreichen Sie unter: sonntag@koopredaktion.at
In jenen Tagen sprach der Herr zu Abram: Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich werde segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den werde ich verfluchen. Durch dich sollen alle Sippen der Erde Segen erlangen. Da ging Abram, wie der Herr ihm gesagt hatte.
Mein Sohn! Leide mit mir für das Evangelium! Gott gibt dazu die Kraft: Er hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Taten, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde; jetzt aber wurde sie durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart. Er hat den Tod vernichtet und uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht durch das Evangelium.
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elíja und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie, und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist.
Abraham bricht auf, ohne sein Ziel zu kennen. Er ist 75 Jahre alt, immer noch kinderlos. Ein Neuanfang scheint in einer solchen Situation wenig aussichtsreich, Gottes Forderung beinahe unzumutbar. Die Interpretationen dieser Passage handeln meist vom Glauben Abrahams. Aber es geht auch um Gott und um seine Perspektive. Nach der Erschaffung der Welt musste er den ersten Fehltritt von Adam und Eva hinnehmen, wenig später ist die gesamte Menschheit so gewalttätig, dass Gott nur noch auf Noah setzen kann, und schließlich werden die Menschen derart aufmüpfig, dass lediglich die Sprachverwirrung von Babel die göttliche Souveränität zu sichern vermag. Unmittelbar darauf versucht Gott einen Neuanfang, der für die ganze Menschheit bahnbrechend sein wird, zunächst aber einen einzigen Mann betrifft: Abraham. Ähnliches ereignet sich im Evangelium. Jesus hat zahlreiche Wunder gewirkt, 4000 Menschen gesättigt und vieles mehr. Doch die ihm folgen, haben noch nicht begriffen, wollen weitere, deutlichere Zeichen sehen. Jesus entscheidet, nach Jerusalem zu ziehen. Er weiß, dass er dort sterben wird. Kurz vor diesem entscheidenden Weg geht er auf einen Berg, nimmt aber nicht die ganze Masse derer mit, die bei ihm sind, – und noch nicht einmal alle zwölf Jünger – sondern nur drei. Denn nicht die Masse ist ausschlaggebend, sondern die Ernsthaftigkeit des einzelnen, die Fähigkeit, für das Evangelium zu leiden, wie Paulus von Timo- theus fordert, und die Bereitschaft, immer wieder neu anzufangen, wie die Berufung von Abraham und die Episode am Berg zeigen.
Zum Weiterdenken
Wie wichtig ist mir mein Glaube? Welchen Stellenwert hat er in meinem Leben? Bin ich bereit, den Alltag zu verändern, Lebensentwürfe zu hinterfragen? Gelingt es mir, einen Weg einzuschlagen, der für andere zum Segen werden kann?
lehrt und forscht als Philosophin an der Theologischen Fakultät Innsbruck.
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