leitet die Hochschulseelsorge der Diözese Linz.
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Die Gläubigen hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. Alle wurden von Furcht ergriffen; und durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Und alle, die glaubten, waren an demselben Ort und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, jedem so viel, wie er nötig hatte. Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens. Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist. Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben, damit ihr die Rettung erlangt, die am Ende der Zeit offenbart werden soll. Deshalb seid ihr voll Freude, wenn es für kurze Zeit jetzt sein muss, dass ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet. Dadurch soll sich eure Standfestigkeit im Glauben, die kostbarer ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist, herausstellen – zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unaussprechlicher und von Herrlichkeit erfüllter Freude, da ihr das Ziel eures Glaubens empfangen werdet: eure Rettung.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Im Evangelium zeigt sich, dass die Jünger sich nach dem Tod und der Auferstehung Jesu unsicher fühlten. Sie hatten sich hinter verschlossene Türen zurückgezogen, als auf einmal der auferstandene Jesus mitten unter ihnen erscheint: Er ist es, der die Jünger aussendet, ihnen den Heiligen Geist verleiht und die Vollmacht zur Sündenvergebung erteilt. Doch einer fehlt: der Apostel Thomas. Er ist später als der „ungläubige Thomas“ in unser kollektives Bewusstsein eingegangen. Aber trotz aller Zweifel wurde Thomas laut der christlichen Tradition zu einem der Protagonisten der Verbreitung des frühen Christentums: Seine Missionstätigkeit soll ihn in das Reich der Parther, also in etwa in die heutigen Staaten Irak und Iran, und bis nach Indien geführt haben. Thomas wurde vom Zweifler zu einem überzeugten Missionar – zu jemandem, der eine missio, eine Sendung hat. Nichts anderes drückt auch das griechische Wort apostolos (Gesandter) aus. Damit setzt Thomas die Beauftragung um, die die anderen Jünger zuvor von Jesus erhalten haben.
Heute sind wir Christ/innen die, „die nicht sehen und doch glauben“: Wir haben den Auferstandenen nicht leibhaftig gesehen, glauben aber an seine Auferstehung. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen man daran zweifeln kann wie Thomas. Das ist nur allzu menschlich. Auch der Rückzug ist manchmal angebracht. Doch als Gemeinschaft von Christ/innen können wir uns insgesamt nicht hinter verschlossene Türen zurückziehen: Es gibt eine Sendung für jede und jeden Getaufte/n, die es im eigenen Leben zu realisieren gilt – in unseren Berufungen und Berufen. Jede und jeder dort, wo sie oder er es kann.
Zum Weiterdenken
Gibt es Zweifel in meinem Leben, in meinem Glauben? Welchen Raum gestehe ich diesen zu? Wann tut es mir gut, mich zurückzuziehen? Und wo sehe ich meine Sendung als Christin oder Christ?
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