leitet die Hochschulseelsorge der Diözese Linz.
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Schwestern und Brüder! Wenn ihr den als Vater anruft, der jeden ohne Ansehen der Person nach seinem Tun beurteilt, dann führt auch, solange ihr in der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht! Ihr wisst, dass ihr aus eurer nichtigen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. Er war schon vor Grundlegung der Welt dazu ausersehen und euretwegen ist er am Ende der Zeiten erschienen. Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt.
Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen – er hieß Kleopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
Die Jünger im Evangelium erkennen den auferstandenen Jesus nicht. Sie rechnen offenbar nicht damit, dass der Auferstandene ihnen auf dem Weg nach Emmaus begegnen könnte. Stattdessen kreisen ihre Gedanken um die Vergangenheit: um die Kreuzigung und den Tod Jesu. Sie hatten gehofft, dass Jesus der Messias sei. Doch nun ist diese Hoffnung bei ihnen offenbar verpufft. Die Berichte vom leeren Grab können sie nicht verstehen, denn ihnen fehlt noch der Auferstehungsglaube. Daraufhin erläutert ihnen der auferstandene Jesus, was die Propheten über den Messias gesagt haben, doch auch dieser Erklärungsversuch scheitert. Die Begegnung der beiden Jünger mit dem auferstandenen Jesus ist symptomatisch: Gotteserfahrungen ereignen sich oft dort, wo wir es nicht erwarten. Jesus zeigt sich den beiden Jüngern, als sie unterwegs sind, was ein biblisches Gottesbild versinnbildlicht: Der Gott, der da ist (vgl. Ex 3,14), als er die Israeliten aus Ägypten geführt hat, und dessen Wort in Jesus Christus Mensch geworden ist und unter uns gewohnt hat (vgl. Joh 1,14), ist ein Gott, der mitgeht und uns begleitet. Gott ist für die Menschen da und zugleich ist er unverfügbar und undurchschaubar. Im Evangelium erkennen die Jünger den auferstandenen Jesus erst, als er das Brot bricht. Das Brotbrechen war eine Eröffnungshandlung am Beginn einer Mahlzeit. Danach wurde das Brot verteilt. Die Geste hat also auch einen gemeinschaftsstiftenden Charakter. Jesus bringt auf diese Weise seine Verbundenheit mit den Jüngern zum Ausdruck. Somit zeigt sich hier einmal mehr der für die Menschen da-seiende Gott, dem man dort begegnen kann, wo man ihn nicht erwartet.
Zum Weiterdenken
Welche Erlebnisse sind oder waren für mich Gotteserfahrungen? Wo habe ich sie gemacht? Allein oder mit anderen? Was bedeuten sie für mich und mein Leben?
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