Don Bosco Schwester und Leiterin des Geistlichen Zentrums Schloss Wohlgemutsheim in Baumkirchen/Tirol.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Ich, Johannes, sah vom Aufgang der Sonne her einen anderen Engel emporsteigen; er hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu und sprach: Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben! Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen: Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm. Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Lebewesen. Sie warfen sich vor dem Thron auf ihr Angesicht nieder, beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen
Da nahm einer der Ältesten das Wort und sagte zu mir: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen? Ich erwiderte ihm: Mein Herr, du weißt das. Und er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.
Schwestern und Brüder! Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Deshalb erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, so wie er heilig ist.
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf den Berg.
Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen;
denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die rein sind im Herzen;
denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen.
Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.
Es erstaunt mich, mit welcher Klarheit im 1. Johannesbrief unsere Identität zum Ausdruck gebracht wird: „Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es!“ Nicht immer behagt mir die Vorstellung, ein Kind zu sein. Kinder sind hilfsbedürftig, angewiesen auf den Beistand anderer. Auch wenn mich „bergende Gottesbilder“ ansprechen, spüre ich den Wunsch nach Eigenstand, nach Eigenverantwortung. Der 1. Johannesbrief schreibt unsere Gottesbeziehung zum Glück nicht auf eine „Vater-Kind“-Beziehung fest. Beinahe im selben Atemzug heißt es: „Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.“ Das macht den Horizont auf. Unsere Identität erschöpft sich nicht in dem einen Satz, dass wir Kinder Gottes sind. Wir sind mehr. Wir sind noch etwas ungeahnt anderes. Wir sind etwas, das sich nicht in Worte fassen lässt. Wir werden Gott ähnlich sein. Ich halte inne: Mit meiner Gottähnlichkeit ist es wohl nicht so weit her. Da werde ich noch manche „Haut“ abstreifen müssen, bis etwas mehr Gottesgestalt sichtbar wird. So war es auch bei den Heiligen, die wir heute feiern: Sie sind durch Krisen gegangen, mussten sich durch manche „engen Stellen“ quälen, um zu dem zu werden, was sie heute sind: leuchtende Vorbilder für uns, die wir noch unterwegs sind.
Zum Weiterdenken
- Ich nehme den Gedanken, ein Kind Gottes zu sein, mit in meinen Alltag. Ich rufe ihn mir immer wieder ins Bewusstsein und achte auf das Echo in mir.
- Auch wenn ich nicht alles verstehe, was mir das Leben bisher zugemutet hat, entscheide ich mich zur Dankbarkeit. Alles ist dazu geeignet, mich Gott ein Stück ähnlicher zu machen.
Don Bosco Schwester und Leiterin des Geistlichen Zentrums Schloss Wohlgemutsheim in Baumkirchen/Tirol.
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