Don Bosco Schwester und Leiterin des Geistlichen Zentrums Schloss Wohlgemutsheim in Baumkirchen/Tirol. Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@koopredaktion.at
Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des Wolkendunkels zerstreut haben. Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen – Spruch GOTTES, des Herrn. Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist. Ihr aber, meine Herde – so spricht GOTT, der Herr –, siehe, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.
Sie saß in der letzten Bank, meist nicht sonderlich interessiert an meinem Unterricht. Dieses Mal aber schnellte die Hand in die Höhe und sie fragte: „Und was hat das alles mit Religion zu tun?“ Vorausgegangen war eine Einladung, die Stimme gegen Unrecht zu erheben und sich für faire Produktionsbedingungen in der Textilbranche einzusetzen. Mich hat diese kurze Episode nie losgelassen. Genau das ist es doch, worauf es ankommt: dass sich der Glaube im konkreten Leben erdet. Die „Werke der Barmherzigkeit“, wie sie im heutigen Evangelium aufgezählt werden, sind eine sehr anschauliche Darstellung, worauf es im Leben als Christinnen und Christen ankommt: auf die Hinwendung zum Mitmenschen, vor allem zum Notleidenden. Dieses „Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“, halte ich für eine der zentralsten Aussagen des Evangeliums. Sie erlaubt es nicht, Glauben vom Leben zu trennen, so zu tun, als könne man Christin oder Christ sein, und dabei die Augen vor den anderen zu verschließen. Der Flüchtling im Lager, die Bettlerin am Bahnhof, die Tante im Altersheim, das eigene Kind, der Partner und die Chefin … in ihnen allen ist Christus gegenwärtig. Sie alle sind eine stille Einladung, meinem Glauben ein konkretes Gesicht zu geben. Denn, so hat es der hl. Johannes vom Kreuz auf den Punkt gebracht: „Am Ende des Lebens werden wir nach der Liebe gefragt.“
Zum Weiterdenken
- Ich lasse die Vorstellung in mir groß werden, dass Gott in meinen ganz
konkreten Nachbarn, Arbeitskolleginnen, Familienmitgliedern … gegenwärtig ist.
- Ich nütze einen ungestörten Augenblick und lasse den Atem ruhig fließen. Dann lege ich in das Einatmen in aller Stille den Satz „DU in mir“ und in das Ausatmen „Ich in DIR“. Ich gebe der Dynamik dieses Gebetes Raum.
Don Bosco Schwester und Leiterin des Geistlichen Zentrums Schloss Wohlgemutsheim in Baumkirchen/Tirol. Die Autorin erreichen Sie unter
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