Franziskanerin von Vöcklabruck, Theologin und Pädagogin.
sonntag@koopredaktion.at
Gott, der Herr, rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe deine Schritte gehört im Garten; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen? Der Mensch antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt. So habe ich gegessen.
Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange:
Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens.
Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.
Doch haben wir den gleichen Geist des Glaubens, von dem es in der Schrift heißt: Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet. Auch wir glauben und darum reden wir. Denn wir wissen, dass der, welcher Jesus, den Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und uns zusammen mit euch vor sich stellen wird. Alles tun wir euretwegen, damit immer mehr Menschen aufgrund der überreich gewordenen Gnade den Dank vervielfachen zur Verherrlichung Gottes.
Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert. Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit, uns, die wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare blicken; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig. Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel.
Jesus ging in ein Haus und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass sie nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen. Die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beelzebul besessen; mit Hilfe des Herrschers der Dämonen treibt er die Dämonen aus. Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben. Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben. Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und gespalten ist, kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen. Es kann aber auch keiner in das Haus des Starken eindringen und ihm den Hausrat rauben, wenn er nicht zuerst den Starken fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern. Amen, ich sage euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften. Sie hatten nämlich gesagt: Er hat einen unreinen Geist.
Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben draußen stehen und ließen ihn herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum und man sagte zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.
Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
Wer kennt das nicht? Man fühlt sich durch Mitmenschen kritisch beobachtet und fühlt, dass die Blicke nicht wohlwollend gemeint sind. Es entsteht ein ungutes Gefühl. Andererseits: Ein gütiger Blick bewirkt wohlwollende Ermunterung, tut gut und macht offen.
Jesus fordert mit seinem Blick heraus. Er schaut Menschen liebevoll und mit Herzenswärme an. Er wendet sich mit seinem Blick Menschen in Not zu. Er lässt seinen Blick nicht in die Ferne schweifen und wendet sich nicht ab, er ist ganz und gar dort, wo er gerade ist. Er ist nicht irgendwo, sondern ganz hier. Er nimmt sich Zeit und sieht sich den Sachverhalt genau an.
Als Geschwister im Glauben sind wir herausgefordert, wie eine Glaubens-Familie zusammenzuleben. Dazu zählt, dass wir jene Menschen, die mit uns und um uns herum leben, geschwisterlich annehmen. Oft wäre es leichter, erst im Übernächsten den Nächsten zu sehen. Es ist meist einfacher, mit jemandem gut auszukommen, der in einer gewissen räumlichen Distanz zu uns lebt, als mit jenen Personen, mit denen wir den Alltag teilen.
Nächstenliebe ist eine Herausforderung. Die Grundhaltung, die Blickrichtung Jesu anzunehmen, dem Nächsten Gutes zu tun und das Gute immer neu zu wollen, für den Nächsten einen liebevollen Blick zu haben, ihm aufmunternde Blicke zu schenken, kann Wunder wirken. Wer wohlwollende Blicke empfängt, kann neu aufgerichtet durch das Leben schreiten. Von Jesus können wir lernen, bewusst in den Kreis jener Menschen zu schauen, die uns umgeben, und ihnen jene Offenheit und Herzlichkeit zu schenken, die sie brauchen.
Wer blickt mich an? Welchem Mitmenschen kann ich einen wohlwollenden Blick schenken? Bei wem fällt es mir nicht so leicht?
Franziskanerin von Vöcklabruck, Theologin und Pädagogin.
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