Margit Leuthold ist Pfarrerin der evangelischen Pfarrgemeinde A.u.H.B. in Feldkirch. Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Die Weisheit lobt sich selbst und inmitten ihres Volkes rühmt sie sich. In der Versammlung des Höchsten öffnet sie ihren Mund und in Gegenwart seiner Macht rühmt sie sich: Der Schöpfer des Alls gebot mir, der mich schuf, ließ mein Zelt einen Ruheplatz finden. Er sagte: In Jakob schlag dein Zelt auf und in Israel sei dein Erbteil! Vor der Ewigkeit, von Anfang an, hat er mich erschaffen und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht. Im heiligen Zelt diente ich vor ihm, so wurde ich auf dem Zion fest eingesetzt. In der Stadt, die er ebenso geliebt hat, ließ er mich Ruhe finden, in Jerusalem ist mein Machtbereich, ich schlug Wurzeln in einem ruhmreichen Volk, im Anteil des Herrn, seines Erbteils.
Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn. Darum höre ich nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke; denn ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn, und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört. Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt.
Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Es ist auch die Kurzfassung möglich: Johannes 1,1–5.9–14
war das Wort. Das Wort aus dem Johannesevangelium feiert Gottes Wort am ersten Sonntag im neuen Jahr.
Im Anfang. So beginnt die Bibel: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde … und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ (Genesis 1,1–3)
Das Johannesevangelium interpretiert die Schöpfung Gottes: Alles wird durch Gottes Wort. Das Wort ist nicht allein lateinisch „verbum“, wie der Kirchenvater Hieronymus im 4. Jahrhundert übersetzte, sondern auch griechisch „logos“, mit breiterer Bedeutung: Geist – Gespräch Gottes mit seiner Schöpfung. Erasmus von Rotterdam setzte hier im 16. Jahrhundert das Wort „sermo“, das wieder eine andere Nuance betont: Unterhaltung. Der jüdische Philosoph Martin Buber würde im 20. Jahrhundert „Dialog“ dazulegen. So sind wir mitten im Gespräch Gottes mit der Welt, mit uns Menschen. Und der Menschensohn Jesus Christus ist Wort, ist Zugang zu allen Worten Gottes. Vielleicht war die Rückbesinnung auf das Wort Gottes der wichtigste Impuls der Reformation. Die lebendigsten Feiern aber von Gottes Wort sind heute die ökumenischen, die christlich-jüdischen, die interreligiösen Gespräche. Denn dadurch entwickeln wir beziehungsstiftende Verantwortung für Gottes gute Schöpfung. Weil Gott in seinem Wort „Ja“ zu uns sagt. Der im Vorjahr verstorbene Priester und Schriftsteller Lothar Zanetti schrieb in einem Gedicht: „Feiern will ich die Wörter, von denen wir leben.“ Möge uns das 2021 gelingen.
Zum Weiterdenken
Ich nehme mir vor, jeden Tag mit einem Hoffnungswort zu beginnen.
Im Anfang: Gottes „Ja“ zu mir. Wenn das Wort trägt, sage ich es weiter. Feiern will ich die Wörter, von denen wir leben.
Ökumene-Schwerpunkt im Jänner
Aus Anlass der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen (18.–25. 1.) kommt das Wort zum Sonntag im Jänner aus verschiedenen Konfessionen.
Margit Leuthold ist Pfarrerin der evangelischen Pfarrgemeinde A.u.H.B. in Feldkirch. Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at