Priester der Diözese Eisenstadt, Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
In jenen Tagen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er sagte: Hier bin ich. Er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Ísaak, geh in das Land Moríja und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar! Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham dort den Altar, schichtete das Holz auf. Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu und sagte: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten. Abraham erhob seine Augen, sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar. Der Engel des Herrn rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu und sprach: Ich habe bei mir geschworen – Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen. Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast.
Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht. Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, er sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen. Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Jesus von Nazareth zieht durch das Land, verkündet das Wort Gottes, schart Jünger um sich und auch Frauen, die ihn unterstützen. Dabei ist vieles, was er sagt, nicht wirklich neu, aber anders als bislang. Jesus kennt und zitiert das Alte Testament ausführlich. Sie ist sein Maßstab und auch der Maßstab seiner Zeitgenossen. Seine Zeitgenossen spalten sich auf in Anhänger und Gegner. Und beide berufen sich dabei auf Gottes Wort. Beide stellen sich dieselbe Frage: Ist Jesus von Nazareth ein wahrer Zeuge des einen lebendigen Gottes? Die einen sagen Ja, die anderen Nein. Die Nein-Sager vermögen nicht, hinter den alten Texten einen neuen Sinn zu erkennen. Die Ja-Sager begreifen, dass der neue Sinn im Grunde immer schon zwischen den Zeilen stand und nun in Jesus Gestalt angenommen hat. Als Jesus am Kreuz hängt, verzweifeln die Männer unter den Jünger komplett; sie verstecken sich ängstlich. Die Frauen haben da die besseren Nerven; sie gehen ans Grab und finden es leer und werden so zu den ersten Zeugen der Auferstehung Jesu. Für alles das – Kreuz und Auferstehung – liegt die Antwort in der Heiligen Schrift. Für den biblischen Menschen gibt es nur die Bibel als Quelle des Verstehens. Da stoßen wir auf die Geschichte von Abraham und Isaak: Vater und Sohn, Holz auf seinen Schultern, ein Opfer, drei Tage Ruhe, Engel, Segen, die Völker hören die Frohe Kunde. Das wiederholt sich: Der Vater den Sohn dahingibt, er sein Kreuz auf sich lädt, drei Tage im Grabe ruht. Um aufzuerstehen. Damit wir auferstehen!
Zum Weiterdenken
Mose und Elija stehen im Evangelium für Gesetz und Propheten. Jesus steht in ihrer Mitte. Er ist ihre Mitte. Er ist ihr Ziel. Um ihn ging es von Anfang an. Vom Anfang der Schöpfung an.
Priester der Diözese Eisenstadt, Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at