Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt
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Propheten werden kaum erkannt: Einer, zu dem Gott spricht, den er auf die Füße stellt, die nicht abhebt – das ist ein Prophet, eine Prophetin.
In jenen Tagen, schaute ich das Aussehen der Gestalt der Herrlichkeit des Herrn. Und ich fiel nieder auf mein Angesicht. Da hörte ich die Stimme eines Redenden. Er sagte zu mir: Menschensohn, stell dich auf deine Füße; ich will mit dir reden. Da kam Geist in mich, als er zu mir redete, und er stellte mich auf meine Füße. Und ich hörte den, der mit mir redete. Er sagte zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den Söhnen Israels, zu abtrünnigen Völkern, die von mir abtrünnig wurden. Sie und ihre Väter sind von mir abgefallen, bis zum heutigen Tag. Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Du sollst zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr. Sie aber: Mögen sie hören oder es lassen – denn sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit –, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war.
Glaube ist nicht Besserwisserei, kein vollmundiges Geschwätz, kein abgehobenes Tun, sondern muss geerdet sein. In meiner Schwachheit zeigt sich Gottes Kraft, seine Gnade.
Schwestern und Brüder! Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
Grund und Mitte des Christlichen sind ein Name und eine Person: Jesus, der Christus. Die Krise des Glaubens ist letztlich immer eine Krise des Christusglaubens.
In jener Zeit kam Jesus in seine Heimatstadt; seine Jünger folgten ihm nach. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und was sind das für Machttaten, die durch ihn geschehen? Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie. Und er konnte dort keine Machttat tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte dort.
Für Filme, Romane und Aufreißer immer noch gut: die Familie Jesu, seine Brüder, seine Schwestern, seine Herkunft, seine Abstammung. Darüber wurde gemunkelt, die Exegeten und Wissenschaftler werden weiterhin forschen müssen. Und es ist gut so. Das Evangelium ist weder ein historischer Bericht, noch eine Kurzbiografie Jesu, keine Tagebuchaufzeichnung und kein geistlicher Erguss. Für eigene Interpretationen hält es schon gar nicht her. Es bleibt letztlich Herausforderung und Überforderung, stellt Fragen und ist gesagt in die konkrete Lebenssituation dieser Welt, im Blick auf Gottes Gegenwart. Es ist kein Heimatroman, kein Katechismus, kein Dogma, keine Heiligenlegende, sondern Wort Gottes, gültig über die Zeiten, gesprochen für alle. Ob die Menschen es hören, übersetzen und umsetzen? Gott zwingt nicht, er drängt sich nicht auf. Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und was sind das für Machttaten, die durch ihn geschehen? Nicht nur seine Landsleute haben mit ihm gerungen, das hat die Kirche in den ersten Jahrhunderten nach ihm intensivst getan, und das tut sie heute, denn es geht um die Frage aller Fragen. Dass Jesus der Christus ist, macht die zentrale Aussage des Glaubens aus. Am Anfang des Glaubens steht aber immer das Staunen, nicht das Wissen, das Fragen, nicht die Wunder – diese geschehen ohnehin kaum. Er aber wunderte sich über ihren Unglauben und wahrscheinlich wundert er sich auch über uns. Und eines: Er eckt immer noch an. Beruhigungspillen gibt es eher bei den selbsternannten Propheten, Scharlatanen und Frömmlern.
Alles Glauben, alles Christsein muss immer zum Eigentlichen hinführen: Wer ist dieser Jesus Christus? Alles andere ist zweitrangig. Was Gott sagt und wer er ist, ist in Jesus Christus greifbar geworden. Christlicher Glaube ist ein christologischer Glaube.
Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt
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