Er ist Bibelwissenschafter. Er leitet das Team Entwicklung und ist Referent für den interreligiösen Dialog der Katholischen Kirche Vorarlberg.
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Eine Brotvermehrung gibt es auch im Ersten Testament. Der Prophet Elischa vertraut Gott, dass er sein Volk ernährt. Brot und Korn vermehren sich so, dass es für alle reicht.
In jenen Tagen kam ein Mann von Báal-Schalíscha und brachte dem Gottesmann Elíscha Brot von Erstlingsfrüchten, zwanzig Gerstenbrote und frische Körner in einem Beutel.
Elíscha sagte: Gib es den Leuten zu essen! Doch sein Diener sagte: Wie soll ich das hundert Männern vorsetzen? Elíscha aber sagte: Gib es den Leuten zu essen! Denn so spricht der Herr: Man wird essen und noch übrig lassen. Nun setzte er es ihnen vor; und sie aßen und ließen noch übrig, wie der Herr gesagt hatte.
Die Berufung der Christ/innen muss sich im gemeinsamen Leben Ausdruck verschaffen. Dazu braucht es Liebe und Ausdauer. So wird ihre Gemeinschaft zum Zeichen Gottes.
Schwestern und Brüder! Ich, der Gefangene im Herrn, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens! Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.
Jesus ernährt am See Genezareth 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen. Die Menschen verstehen jedoch die Bedeutung dieses Zeichens nicht: dass Gott in Jesus da ist.
In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tibérias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philíppus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philíppus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denáre reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele? Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt! Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Die Sonntagslesung leitet den zweiten großen Teil des Epheserbriefes ein, in dem es um die Frage geht, wie der Glaube konkret im Leben der Christusgläubigen gelebt werden solle. Glauben und dessen Umsetzung im Alltag sind für die Verfasserin oder den Verfasser des Epheserbriefes zwei Seiten einer Münze. Es gibt im Text zwei Wortgruppen, die auffällig oft wiederholt werden: das Berufen-Werden/die Berufung auf der einen Seite und das Thema der Einheit auf der anderen. Die Einheit der Berufenen untereinander entspricht der Einheit Gottes, die wiederum den ganzen Kosmos umfasst. Die Berufung der Kirche als Gemeinschaft der Berufenen ist es, Zeichen dieser umfassenden Einheit und damit Zeichen Gottes in der Welt zu sein. Das hat Auswirkungen auf das konkrete Miteinander: von Demut, Milde, Ausdauer ist die Rede. Der Epheserbrief macht sich keine Illusionen über die Schwierigkeiten eines solchen Projekts: Die Berufenen sind ja Menschen. Bereits mit Paulus hatte die Gemeinschaft der Christusgläubigen den Rahmen der jüdischen Gemeinschaft mit ihren eingespielten Regeln und Ritualen verlassen. Die Regeln des Zusammenlebens hatten sich erst einzuspielen. Der Lesungstext zeichnet nicht das Bild einer idealen, utopischen Gemeinschaft, sondern fordert dazu auf, einander „in Liebe“ zu ertragen. Das griechische Wort für „ertragen“ beinhaltet auch die Bedeutung, dass man sich mit Schwierigem und Unangenehmen abzufinden hatte und es auch mal anstrengend werden konnte.
Den persönlichen Glauben in der Gemeinschaft im Alltag zu leben, stellt Anforderungen. Wo gehen wir Kompromisse ein? Wieviel Verschiedenheit erträgt der Auftrag der Kirche und unser Auftrag als Christinnen und Christen?
Er ist Bibelwissenschafter. Er leitet das Team Entwicklung und ist Referent für den interreligiösen Dialog der Katholischen Kirche Vorarlberg.
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