Sie ist Referentin für Bibel, Pfarrgemeinderat und Pastoraljahr/BPAÖ in der Diözese Innsbruck. Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Der Mensch braucht ein Gegenüber, damit Begegnung auf Augenhöhe geschehen kann. Beide Geschlechter, Mann und Frau, sind von Gott erschaffen und einander ebenbürtig.
Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist. Gott, der HERR, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte sein Name sein. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war, fand er nicht. Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der HERR, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden; denn vom Mann ist sie genommen. Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an und sie werden ein Fleisch.
Gott hat Jesus, der durch Leid und Tod hindurchgegangen, in seine Herrlichkeit aufgenommen. Als seine Schwestern und Brüder gilt die Erlösung auch für uns.
Schwestern und Brüder!
Den, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, Jesus, ihn sehen wir um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; es war nämlich Gottes gnädiger Wille, dass er für alle den Tod erlitt. Denn es war angemessen, dass Gott, für den und durch den das All ist und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte, den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete. Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle aus Einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen.
Damals wie heute gibt es zum Thema Ehe und Ehescheidung einige heiße Eisen. Jesus argumentiert nicht auf der Ebene von Recht und Gesetz, sondern er erinnert an die Schöpfungserzählung und die Vision von der bleibenden Verbundenheit zwischen Mann und Frau.
In jener Zeit kamen Pharisäer zu Jesus und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch. Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
Die Schöpfungserzählung der Bibel will nicht einen historischen Bericht über die Entstehung des Menschen geben, sondern in bildhafter Sprache theologische Aussagen darüber machen. Die erste Lesung beschreibt die Erschaffung der Frau und das Verhältnis der Geschlechter zueinander. Mit „der Mensch“ und „die Frau“ sind nicht zwei konkrete Einzelpersonen gemeint, sondern die beiden Geschlechter allgemein. Von Anfang an gibt es eine Ebenbürtigkeit und eine intensive Verbundenheit zwischen ihnen. Im Streitgespräch mit den Pharisäern über die Ehescheidung bezieht sich Jesus auf diese Vision Gottes in der Schöpfungserzählung, auch wenn dort nicht direkt von „Ehe“ die Rede ist. Die Vision von einer dauerhaften Beziehung trifft sich mit der Sehnsucht der meisten Menschen, die sich zur Ehe entschließen. Es ist die Sehnsucht, angenommen zu sein und auch in schwierigen Zeiten nicht fallen gelassen zu werden. Visionen fürs Zusammenleben leiden häufig unter den Gegebenheiten der Wirklichkeit und es kommt bisweilen zu ernsten Konflikten. Gut, wenn man sich dann auf Vereinbarungen berufen oder im schlimmsten Fall auf Gesetze zurückgreifen kann. Diese geben einen Rahmen, sind aber nicht der Inhalt von Beziehungen. Sie sprechen den Verstand an, nicht jedoch das Herz. Die Würze des Zusammenlebens machen andere Dinge aus. Liebe, Großzügigkeit, Spontanität, Humor und Ähnliches lassen sich nicht in Vereinbarungen oder Gesetze fassen.
Wer sich wie die Pharisäer allzu sehr auf Formalitäten fixiert, wird hartherzig. Gott sei Dank gibt es immer wieder Menschen wie Jesus, die an die Vision erinnern.
Die Sehnsucht nach Verbundenheit lebt auch in anderen „Lebensbeziehungen“: zu Eltern, Kindern, besonderen Freunden. Sie drückt sich in konkrete Zeichen aus. Wie wäre es mit einem spontanen Freundschafts- oder Liebesbeweis?
Sie ist Referentin für Bibel, Pfarrgemeinderat und Pastoraljahr/BPAÖ in der Diözese Innsbruck. Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at