Er ist promovierter Theologe und Referent im Bibelwerk der Diözese Linz. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Die Rückkehr nach Jerusalem ist die Chance für einen Neuanfang. Im Hören und Verstehen der Heiligen Schrift wird auch die Beziehung zu Gott vertieft.
In jenen Tagen brachte der Priester Esra die Weisung vor die Versammlung, Männer und Frauen und überhaupt alle, die schon mit Verstand zuhören konnten. Vom frühen Morgen bis zum Mittag las Esra auf dem Platz vor dem Wassertor den Männern und Frauen und denen, die es verstehen konnten, daraus vor. Das ganze Volk lauschte auf das Buch der Weisung. Der Schriftgelehrte Esra stand auf einer Kanzel aus Holz, die man eigens dafür errichtet hatte. Esra öffnete das Buch vor aller Augen; denn er stand höher als das versammelte Volk. Als er das Buch aufschlug, erhoben sich alle. Dann pries Esra den Herrn, den großen Gott; darauf antworteten alle mit erhobenen Händen: Amen, amen! Sie verneigten sich, warfen sich vor dem Herrn nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Man las aus dem Buch, der Weisung Gottes, in Abschnitten vor und gab dazu Erklärungen, sodass die Leute das Vorgelesene verstehen konnten. Nehemía, das ist Hattirscháta, der Priester und Schriftgelehrte Esra und die Leviten, die das Volk unterwiesen, sagten dann zum ganzen Volk: Heute ist ein heiliger Tag zu Ehren des Herrn, eures Gottes. Seid nicht traurig und weint nicht! Alle Leute weinten nämlich, als sie die Worte der Weisung hörten. Dann sagte er zu ihnen: Nun geht, haltet ein festliches Mahl und trinkt süßen Wein! Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben; denn heute ist ein heiliger Tag zur Ehre unseres Herrn. Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.
Paulus vergleicht die Gemeinde mit dem menschlichen Leib, der nur im Zusammenspiel der verschiedenen Organe funktioniert. Jedes ist auf das andere angewiesen!
Schwestern und Brüder!
Wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht. Der Kopf wiederum kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit umso mehr Anstand, während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem benachteiligten Glied umso mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm. So hat Gott in der Kirche die einen erstens als Apostel eingesetzt, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Machttaten zu wirken, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede. Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle die Kraft, Machttaten zu wirken? Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen? Reden alle in Zungen? Können alle übersetzen?
Strebt aber nach den höheren Gnadengaben!
Mögliche Kurzfassung: 1. Korintherbrief 12,12–14.27
Gottes Wort und der Heilige Geist stehen am Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu. Auf dieser Basis wird das Evangelium zuverlässig überliefert.
Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theóphilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest. In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesája. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
Über viele Jahrhunderte hinweg war es nahezu selbstverständlich, Kirche hierarchisch von oben nach unten darzustellen. Beginnend etwa bei Papst und Pfarrer über diverse Amtsinhaber, Funktionäre, bis hin zu Trägerinnen und Trägern kleinerer Aufgaben wird Kirche wie ein starres Flussbett gedacht, in dessen Machtgefälle es eine klare Fließrichtung gibt.
Paulus entwickelt ein gänzlich anderes Bild: Er vergleicht die Gemeinde mit einem vitalen Organismus – einem Leib mit vielen Gliedern. Alle sind sie unterschiedlich, haben besondere, einzigartige Aufgaben und sind notwendigerweise aufeinander angewiesen, damit der Körper als Ganzes funktioniert.
Dieser Vergleich ruft uns nachdrücklich in Erinnerung, dass jede/r Einzelne, auch die scheinbar Kleinsten, Träger/in von Geistesgaben ist und mit ihnen einen existenziellen Beitrag für kirchliche Gemeinschaft leistet.
Ja sogar noch mehr: Das Wohlergehen des ganzen Organismus hängt an der Gesundheit jedes dieser Glieder. Aufeinander hören, aber auch selbst gehört zu werden, ist dafür genauso bedeutsam wie die gegenseitige Sorge füreinander und gemeinsames Feiern.
Ihre Stärke erhält die Gemeinde aus der Vielfalt ihrer Geistesgaben, die sich in verschiedenen Personengruppen und Tätigkeiten innerhalb der Gemeinde zeigen, von denen Paulus einige aufzählt.
Äußere Merkmale wie Lebensstand, Herkunft oder Geschlecht waren hierfür nebensächlich; in ihrer Vielfalt sind sie einander auch nicht hierarchisch übergeordnet, sondern allein Christus zugeordnet. Als Haupt gibt er diesem Körper Leben und Ziel, stiftet Einheit und Zusammenhalt und verbindet damit Unterschiedliches.
Welche unterschiedlichen Geistesgaben erfahren Sie in Ihrer Pfarre oder Gemeinschaft? Am Sonntag des Wortes Gottes ist dieser Bibeltext Anregung, die eigene Gemeinde aus neuen Blickwinkeln zu sehen und die eigenen Fähigkeiten in die Vielfalt kirchlichen Lebens einzubringen.
Er ist promovierter Theologe und Referent im Bibelwerk der Diözese Linz. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at