Er ist promovierter Theologe und Referent im Bibelwerk der Diözese Linz. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Gottes Ruf an Jeremia ist eine große Herausforderung; als Prophet muss er gegen die Reichen und Mächtigen aufstehen. Doch Gottes Zusage begleitet ihn: Ich bin mit dir!
In den Tagen Joschíjas, des Königs von Juda, erging das Wort des Herrn an mich: Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen,
noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt,
zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt. Du aber gürte dich, tritt vor sie hin und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage! Erschrick nicht vor ihnen, sonst setze ich dich vor ihren Augen in Schrecken! Siehe, ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur bronzenen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes. Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten – Spruch des Herrn.
Die Liebe ist der Königsweg innerhalb der Gemeinde. Durch sie wird trotz aller Gegensätze und Unterschiede Gemeinschaft erfahrbar – mit Gott und untereinander.
Schwestern und Brüder!
Strebt nach den höheren Gnadengaben! Dazu zeige ich euch einen überragenden Weg: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig,sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Mögliche Kurzfassung: 1. Kor 13,4–13
Jesus enttäuscht die Erwartungen und Vorurteile der Menschen in seiner Heimat. Er geht einen neuen Weg, der Grenzen überwindet und Fremden eine Chance gibt.
In jener Zeit begann Jesus in der Synagoge in Nazaret darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Alle stimmten ihm zu; sie staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen, und sagten: Ist das nicht Josefs Sohn? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafárnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, ich sage euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elíja, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elíja gesandt, nur zu einer Witwe in Sarépta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elíscha. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Náaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging weg.
Die Briefe des Paulus gehören selten zu den Highlights der Sonntagslesungen. Das mag an der komplexen Sprache des Paulus liegen, aber auch daran, dass sich der Inhalt nur mühsam erschließt, sobald ein Abschnitt aus dem Gesamtzusammenhang herausgerissen wird. Beim vorliegenden Text ist es genau umgekehrt: Er gehört – etwa bei Trauungen – zu den beliebtesten Lesungstexten, weil er aus seinem Kontext genommen wird. Die eindrucksvollen Metaphern, die Paulus benützt, gelten nämlich in erster Linie nicht frisch vermählten Paaren, sondern der Gemeinde von Korinth, in der sich die unterschiedlichsten Geistesgaben finden (vgl. Kapitel 12). Von ihnen spricht Paulus auch hier: Zungenrede – eine Art mystischer „Engelssprache“ –, Prophetie, Erkenntnis und Glaubenskraft. Einzelne christliche Gruppen in Korinth legten großen Wert darauf, von diesen Charismen erfüllt zu sein und leiteten aus ihnen Ansprüche und Vorrangstellungen zu Lasten anderer Gemeindemitglieder ab. Paulus widerspricht solchen Haltungen vehement. Alle Geistesgaben sind für sich vollkommen wertlos, wenn sie nicht einem übergeordneten Ziel dienen – der Liebe. Paulus verwendet dafür den griechischen Begriff Agápe. Er entspricht der aktiven Nächstenliebe und ist das Gegenteil von Egoismus und Übervorteilung. Stattdessen drängt die Liebe zum Teilen der eigenen Gaben und Talente. Sie schafft Beziehung und verbindet Unterschiedliches zum gemeinsamen Nutzen. Sie ist das, was wechselseitig Leben fördert; damit stiftet sie Gemeinschaft zwischen unterschiedlichen Positionen, Fähigkeiten und Rollenbildern. Kurzum: In ihr wird Gottes Wirken erfahrbar.
In Zeiten der Veränderung kann vieles, das uns ans Herz gewachsen ist, an sein Ende kommen. Nicht nur liebgewordene Traditionen, auch mühsam erworbene Fertigkeiten und gemeinsame Tätigkeiten verlieren ihre Geltung. Was gibt Ihren Beziehungen dauerhaft Halt?
Er ist promovierter Theologe und Referent im Bibelwerk der Diözese Linz. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at