Sie ist Theologin und Religionspädagogin und leitet das Schulamt der
Diözese Feldkirch.
sonntag@koopredaktion.at
Das zentrale Thema des Josuabuches ist das Land, das Jahwe den Erzeltern Israels versprochen hat. Nun ist das Volk angekommen und kann sich von den Erträgen des verheißenen Landes ernähren.
In jenen Tagen sagte der HERR zu Jósua: Heute habe ich die ägyptische Schande von euch abgewälzt. Als die Israeliten in Gilgal ihr Lager hatten, feierten sie am Abend des vierzehnten Tages jenes Monats in den Steppen von Jéricho das Pessach. Am Tag nach dem Pessach, genau an diesem Tag, aßen sie ungesäuerte Brote und geröstetes Getreide aus dem Ertrag des Landes. Vom folgenden Tag an, nachdem sie von dem Ertrag des Landes gegessen hatten, blieb das Manna aus; von da an hatten die Israeliten kein Manna mehr, denn sie aßen in jenem Jahr von der Ernte des Landes Kanaan.
Versöhnung – das große Thema der Menschen, geht von Gott aus. Woran erkennt man unsere Gottverbundenheit? An jeder gelungenen Versöhnung!
Schwestern und Brüder! Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat. Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
Wie ein roter Faden durchzieht das Lukasevangelium Jesu Nähe zu den Verlorenen und Ausgestoßenen. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt sich in besonderer Weise Gottes Barmherzigkeit.
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Es ist eine sehr intime Geschichte, in die es mich immer förmlich hineinzieht in eigene und erzählte Familiengeschichten. Ich sehe die wunderbare Symbiose von Kind und Eltern in den ersten Lebensjahren. Ich erinnere mich aber auch an Erfahrungen von schwierigen Ablöseprozessen, die zu abrupt waren und Eltern enttäuscht und verletzt zurück ließen. Oder an die elterliche Sorge, wenn ein Kind nicht auf die eigenen Füße kommt, in stiller Unauffälligkeit lieber daheim bleibt und sich nicht ins Leben hinaus traut. Eltern kennen das: Wie immer unsere Kinder sich entwickeln, was immer ihnen widerfährt, sie bleiben unsere Kinder. Auch in Zeiten der Distanz gibt die elterliche Liebe Halt und Kaft für einen Neubeginn. Darin zeigt sich: die ihnen gegebene Liebe ist niemals verloren, sondern sie hält die Kinder auch in schwierigen Situationen und gibt ihnen Kraft für die Umkehr. Am Höhepunkt des Gleichnisses sehen wir den Vater dem Sohn entgegeneilen. Der Vater beharrt nicht auf seiner Enttäuschung, sondern setzt alles in Bewegung, um den Sohn aus seiner Situation zu befreien. Der große Maler Rembrandt hat in seinem Bild „Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“ die Hände des Vaters in den Mittelpunkt gerückt, die segnend und liebevoll den Sohn halten. Eine zarte weibliche und eine größere männliche Hand sind zu sehen - elterliche, besonders umfassende Barmherzigkeit, ist angedeutet! Auch der ältere Sohn braucht noch ein Zeichen des Vaters und das Gleichnis lässt die Möglichkeit offen, dass der Daheimgebliebene seine Verbitterung durch die väterliche Zusage aufgeben kann und am Fest teilnimmt. Jesus hält mit dem Gleichnis die Hoffnung wach, dass Wiederfinden und Verzeihen möglich sind, in unseren Familien, in der Gesellschaft. Wer dann ein Freudenfest mit den Wiedergefundenen feiert, ist dem Reich Gottes schon sehr nahe.
An welche Familien- oder Beziehungsgeschichte erinnert Sie das Gleichnis? Wer sind die Verlorenen unserer Zeit, denen es an Wohlergehen und Würde fehlt – wie können wir ihnen gegenüber Barmherzigkeit leben?
Sie ist Theologin und Religionspädagogin und leitet das Schulamt der
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